Das denkende Brathuhn
Werke aus der Sammlung Mairet
ab Sonntag in der Kunsthalle Barmen Wuppertal. Die Kunsthalle Barmen des Von der Heydt-Museums hat Besuch aus Frankreich, genauer: von Arbeiten aus der Sammlung Jean + Christina Mairet, die seit 30 Jahren Werke internationaler zeitgenössischer Künstler zusammentragen, wobei die Zeit ab 1970 das Schwergewicht bildet. Mit ca. 60 Gemälden, Skulpturen, Objekten, Videos, Fotografien und Graphiken von 31 Künstlern aus 20 Nationen, u.a. Gilles Barbier, Wiebke Bartsch, Wolf Vostell, Georges Rousse, Nathalie Elemento, Joseph Beuys, Farsen-Schöllhammer, Via Lewandowsky und Charles Dreyfus, die rund 10 % des Gesamtbestandes der in Paris, Südfrankreich und Berlin eingelagerten Sammlung Mairet ausmachen, ist Jean Mairet einer Einladung des Wuppertaler Museumsdirektors Dr. Gerhard Finckh gefolgt, der dieser Präsentation voller abwechslungsreicher Spannung den Titel „Liebe, Tod und Teufel“ gegeben hat. „Genial gewählt“ ist der schlichte Kommentar des Sammlers dazu, der die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Beate Eickhoff kuratiert hat.
Die Besucher der an Entdeckungen und Überraschungen reichen Präsentation, die durch private Zuwendungen der Fa. Coroplast, vertreten durch Constanze Krieger möglich wurde, dürfen sich auf ein opulentes Abenteuer der Augen freuen. Die Auswahl ist Mairet nicht leicht gefallen, sind alle Sammelstücke, teils Entdeckungen junger Talente, teils Arbeiten etablierter Künstler doch mit Bedacht erworben worden. Er sieht die Sammlung von Kunstwerken, die während seiner Lebensspanne entstanden sind, nicht als Selbstbespiegelung nach dem Muster „der Sammler dokumentiert sich durch seine Objekte“, sondern als dauernde Fragestellung, durchaus auch mit Humor.
Da trifft man auf Maike Freess´ Foto „Insomnia 3“, einen nachtischbetonten Kopfstand sozialer Beziehung, auf Roland Topors böse kirchenkritischen Linolschnitt „Village hongois“, auf Vincent Corpets „3582 P 13, 14 XII“, eine Paraphrase auf Peter Paul Rubens´ Der Raub der Töchter des Leukippos“ oder auf Rolf Lukaschewskis Anleihe bei Max Beckmann „Promenade“. Nathalie Elemento läßt einen Tisch unter der Last der Kultur zusammenbrechen "Le poids de la culture" (1999). Das hat wie Sophie Calles stolzes Brustbild „Les seins miraculeux“ und Chan Kai-Yuens kühne Zusammenfassung europäischer Kunst in einem denkenden Brathuhn (Duchamp, Malewitsch, Rodin) in „Je pense donc je suis“ durchweg Witz. Der als Werbefläche für Kosmetika tätowierte nackte Leib einer alten Frau „Vieille femme aux tatouages“, von Gilles Barbier 2002 erschreckend lebensecht gestaltet, wird zu Kontroversen führen – sicher nicht das einzige Objekt dieser an- und aufregenden Ausstellung.
Die Ausstellung wird am Sonntag, dem 11. November um 11.30 Uhr in Anwesenheit der Kuratoren von Dr. Gerhard Finckh eröffnet. Sie dauert bis zum 3. Februar 2013. Ein reich bebilderter, informativer Katalog von 80 Seiten ist für 20,- € zu haben.
Weitere Informationen: www.von-der-heydt-kunsthalle.de
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