„Von einer Disparation in die andere...“

Carlo Goldonis "Diener zweier Herren" an den Wuppertaler Bühnen

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
„Von einer Disparation in die andere...“
 
Goldonis „Diener zweier Herren“
in der Regie von Christian von Treskow
feiert an den Wuppertaler Bühnen nach sieben Jahren
eine zwerchfellerschütternde Renaissance
 
Inszenierung: Christian von Treskow – Bühne: Jürgen Lier – Kostüme: Dorien Thomson – Musik: Bastian Wegner
Besetzung: Pantalone de Bisognosi (Bernd Kuschmann) - Clarice, seine Tochter (Maresa Lühle) - Dottore Lombardi (Andreas Möckel / Markus Haase) - Silvio, sein Sohn (Gregor Henze) - Beatrice Rasponi (Julia Wolff) - Florindo Aretusi (Marco Wohlwend) - Brighella, Hotelier (Hans Richter) - Smeraldina, Dienerin (Anne-Catherine Studer) - Truffaldino (Thomas Braus)
 
Kurz nach dem fulminanten Erfolg des Wuppertaler Schauspielintendanten Christian von Treskow mit Carlo Goldonis „Trilogie der Sommerfrische" hat das Haus mit Goldonis „Diener zweier Herren“ eine umjubelte Inszenierung von Treskows aus dem Jahr 2005 wieder in den Spielplan aufgenommen. Goldonis Komödie „Der Diener zweier Herren“ in der Übersetzung von H.C. Artmann und der Inszenierung von Christian von Treskow ist die beste Empfehlung für ein von einem Schauspiel-Intendanten geführtes Schauspielhaus. Wer es damals nicht geschafft hat, dieses Theater-Vergnügens teilhaftig zu werden, sollte das jetzt unbedingt nachholen, denn der „Diener zweier Herren“ ist nicht weniger unterhaltsam und turbulent als die „Trilogie“ - und nach sieben Jahren ebenso frisch. Ausverkauft folglich der Abend der Wiederaufnahme.
 
Gespart wurde auch, denn die Inszenierung bedient sich der recht sparsamen Bühne und der Kostüme von damals, sogar die Mehrzahl der Darsteller von 2005 ist noch einmal in die Rollen geschlüpft, einige als Gäste, andere sogar dafür aus dem für Schauspieler eigentlich undenkbaren „Ruhestand“ zurückgekehrt.
Der urkomische Truffaldino, die liebreizende Smeraldina (Anne-Catherine Studer) , der alte Zausel Pantalone (Bernd Kuschmann), der burleske Dottore Lombardi, der sympathisch intrigante Brighella (Hans Richter) und all die übrigen herrlichen Charaktere des brillant besetzten Personals ziehen wieder den Vorhang vor dem Goldoni´schen Tollhaus auf, als seien Blätter von „Pension Schöller“ ins Skript gerutscht.
Schlicht, aber wirkungsvoll das markierte Rechteck, das Jürgen Lier auf die offene Fläche gestellt, mit nicht mehr als drei Türrahmen ausgestattet und zu einem witzige Überraschungen bereit haltenden Allround-Spielort gestaltet hat. Herrlich die in weiß gehaltenen Kostüme, mit denen Dorien Thomsen dem Auge durchweg Vergnügen bereitet und von überwältigender Komik das vor spürbarer Spielfreude sprühende Ensemble. Umwerfend burlesk und saftig Grandseigneur Kuschmann, ächzend die Szene umkreisend und durchmessend. Von wohltuender Frechheit, zuckersüß und zierlich, in blitzsauberer Art verführerisch und herrlich verliebt Anne-Catherine Studer als Zofe, die sich zu gerne von Großmaul Truffaldino umgarnen läßt, geradezu atemberaubend in seiner Rolle als doppelter Diener aufgehend und als seinerseits mächtig in Smeraldina verliebter tölpelhafter Truffaldino Thomas Braus. Kein Wunder, daß er Szenenapplaus bekam (der auch vielen anderen gebührt hätte). Er, Gregor Henze als sogar unter Einsatz einer Kettensäge um seine Clarice (Maresa Lühle) kämpfender Silvio und Andreas Möckel, der als Dottore Lombardi erneut mit einer komödiantischen Spitzenleistung überzeugt, bilden ein umwerfendes Trio, das mit dem Untergang des Schauspiels in Wuppertal vor Augen brillantes Theater zeigt. Vergessen wir auch nicht das um ein Haar tragische Paar Beatrice Rasponi (Julia Wolff) und Florindo Aretusi (Marco Wohlwend), das zwischen Kummer und Liebe geschüttelt wie in einer Shakespeareschen Verwechslungskomödie durch die Szene taumelt.
 
Christian von Treskow und seine Wuppertaler Schauspieltruppe haben mit ihrer Inszenierung ein auf leichte und erfrischende Art albernes Meisterstück abgeliefert, das Goldoni alle Ehre antut. Selten so gelacht!


Thomas Braus als Truffaldino - Foto: Wuppertaler Bühnen
 
Nächste Vorstellung am 15. November 2012 (zum letzten Mal in diesem Jahr) – unbedingt Karten reservieren! - Einen Video-Vorgeschmack sehen sie  hier.

Weitere Informationen und Termine: www.wuppertaler-buehnen.de