Mahlzeit!

Wiglaf Droste und andere - "Wurst"

von Frank Becker

© Wortart
Mahlzeit!
 
Diese CD kann uns nicht Wurst sein
 
Den Vergleich des Bikers mit der Bockwurst im zarten Saitling kennen wir schon, haben wir doch Wiglaf Droste erst jüngst „am Nebentisch belauscht“. Ansonsten öffnen der Küchen-Barde, sein Freund und Mitherausgeber der kulinarischen Kampfschrift „Häuptling eigener Herd“ Vincent Klink und als dritter Mann im Würstchen-Bunde der Zeichner Nikolaus Heidelbach einige appetitliche neue Kapitel zur Betrachtung der Wurst als Teil unserer Kultur. Das kann uns beim besten Willen nicht Wurst sein, denn alsbald wird uns klar wie Wurstbrühe, daß das in seine eigenen Därme abgefüllte Borstenvieh, dem die meisten der hierzulande verzehrten Würste zu verdanken sind, so intim zu uns gehört wie die in der Trilogie „Wo die Wurst den Tag umarmt“ gepriesene Welt des Kinos, des Romans und der Philosophie, ganz zu schweigen von den Oberarmen der Fleischereifachverkäuferin. Die nämlich besingt Wiglaf Droste hymnisch nebst dem Interieur einer Fleischerei.
 
Zwei hervorragende Epen aus der ebenfalls von Droste gepriesenen Würstchenwelt steuert Vincent Klink bei, der sich anschaulich an den „Schlachttag“ seiner Kindheit und dessen Schmarotzern erinnert und in einer sehr liebenswürdigen Geschichte davon erzählt, wie auch der gläubige Moslem dem Genuß des Schweinefleischs verfallen kann. Das ist sympathisch und ergänzt aufs Appetitlichste Peter Thulkes jüngst in den Musenblättern gefeierte Blutwurstwoche.
Eine Stunde, 15 Minuten und 57 Sekunden ziehen – man könnte meinen , es wäre nicht nur ein Hör-, sondern auch ein Riechbuch – Wurst-Texte und –Gerüche durch Hirn und Nase, bevor man sich stehenden Fußes in die nächste Metzgerei begibt, um aus dem Gehörten bißfeste Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Empfehlung der Schlachterinnung.
 
Wiglaf Droste / Vincent Klink / Nikolaus Heidelbach – „Wurst“
Gelesen von den Autoren und in Pelle und Booklet illustriert von Nikolaus Heidelbach
© 2012 WortArt - 1 CD mit einer Gsamtspieldauer:  1:15:57


© Nikolaus Heidelbach
 
Weitere Informationen: www.wortart.de