Fiese Bullen

Horst Eckert - "Die Festung"

von Jürgen Kasten
Fiese Bullen
 
Der ehemalige Düsseldorfer Journalist Horst Eckert ist längst zur ersten Garde der deutschen Krimiautoren aufgestiegen und kann auf ein beachtliches Œuvre zurückblicken. Seine ersten beiden Romane aus den Jahren 1995/96 wurden jetzt vom grafit Verlag in einem Doppelband zusammengefaßt. „Die Festung“ heißt er. Gemeint ist damit das Polizeipräsidium Düsseldorf, in dem seine Protagonisten residieren und von dem sie ausschwärmen, um knifflige Kriminalfälle zu lösen, die oft ihren Ursprung in vergangenen Jahrzehnten haben. Eckert kann so verschiedene Handlungsstränge geschickt verknüpfen. Seine Ermittler sind entweder jung und unbedarft oder wahlweise gewiefte Taktiker. Überdies sind es oft fiese Polizisten. Am Schluß des zweiten Bandes „Bittere Delikatessen“ schreibt er über Ben, den Ermittler der Mordkommission, der eine fatale Liebschaft mit einer Verdächtigen einging und seinen Fall nun abgeschlossen hat: „...danach wäre er wieder das, was er vorher gewesen war. Ein Bulle. Ein bißchen korrupt, ein bißchen kriminell. Ein ganz normaler Scheißbulle.“
 
Das ist symptomatisch für Eckerts Romanpersonal. Sie haben alle eine gebrochene Persönlichkeit, leiden unter Kindheitserlebnissen oder sind einfach nur machtbesessen oder gierig. Sie schlagen Zeugen und Verdächtige, erpressen Aussagen und was sie sonst noch so machen, sei hier verschwiegen, da Eckert daraus die Spannung seiner Handlungen bezieht. Daß die dargestellten Polizisten dadurch unsympathisch erscheinen, ist ein Trugschluß. Sie alle haben auch ihre guten Seiten und fordern auf Grund ihrer eigenen Schicksalsschläge Mitgefühl  bei den Lesern ein.
In „Annas Erbe“ wird eine zerstückelte Leiche auf der Mülldeponie gefunden. Thann, der jüngste Oberkommissar der Mordkommission, leitet die Ermittlungen, wird aber nach wenigen Tagen unter fadenscheinigen Gründen abgesetzt. Das läßt ihn natürlich nicht ruhen. Heimlich ermittelt er weiter, entdeckt Verbindungen zu einem anderen Mord aus der Zeit der Hippiebewegung. Der Mörder der damaligen Tat wurde gerade nach langer Haft entlassen. Ist er jetzt wieder der Täter?
„Bittere Delikatessen“ heißt Eckerts zweiter Roman. Der feiste Besitzer eines Feinkostimperiums wird ermordet. Ein Zeuge sah zuvor eine Person mit langen blonden Haaren. Die Tochter des Ermordeten, eine bekannte Schauspielerin, hat ebensolche Haare. Ben, der gewiefte Ermittler der Mordkommission, tut sich schwer, sie als Tatverdächtige anzusehen. Tom, ein ehrgeiziger junger Kollege, der dem Mordkommissariat zugeordnet wird, mißtraut Ben. Beide befinden sich in ständiger Konkurrenz. Kann das gut gehen?
 
Das Bild, das Eckert in diesen beiden Romanen von der Polizei zeichnet, findet seine Äquivalenz vielleicht in den 60ern und 70ern Jahren, nicht in den 90ern, in denen die Handlungen angesiedelt sind. Der Spannung tut das jedenfalls keinen Abbruch. Gewohnt flott, leicht ironisch und gut geschrieben präsentiert Horst Eckert solide Krimikost.
 
 
Horst Eckert Die Festung“
© 2012 GRAFIT Verlag, GmbH, 504 Seiten, Broschur - ISBN: 978-3-89425-408-7
€ 12,99 (D), € 13,40 (A), sFr. 19,50 (CH)
 
Weitere Informationen: www.grafit.de