Subtile Erotik

Gerd Rattei: "Schön nackt" - Aktfotografie in der DDR - Ein Kalender

von Frank Becker

 © Bild und Heimat
Der diskrete Charme
der sozialistischen Nacktheit


"Schön nackt"
Ein Akt-Kalender von Gerd Rattei


Nacktheit, deren Fotografie und ihre Darstellung in der Öffentlichkeit waren im östlichen Teil Deutschlands bis 1990 bei aller politischen Gängelung durch das System der DDR weit weniger mit Tabus und Scheinmoral belegt als im "freiheitlichen" Westen. Freikörper-Kultur wurde in FKK- Anlagen und an Stränden gelebt, der fotografierte Akt war bei weitesten Kreisen von Publikum und Kultur und spätestens seit 1975 auch bei der DDR-Nomenklatura als ästhetisches Meduim akzeptiert. Durch Klaus Enders Bilder und Bücher haben unsere Leser ja schon einige Einblicke in das Schaffen von Aktfotografen zu Zeiten des real existierenden Sozialismus bekommen und deren unverkrampfte Natürlichkeit schätzen gelernt. Ein Kollege und Zeitgenosse Enders aus diesen Tagen ist der Fotograf Gerd Rattei (*1936) aus Cottbus, der zu DDR-Zeiten auch mit Klaus Ender zusammengearbeitet hat.1975 hatten die beiden gemeinsam in Potsdam die Ausstellung "Akt und Lanfdschaft", die erste anerkannte Ausstellung von Aktfotografie in der DDR.

Beim
1951 gegründeten Verlag "Bild und Heimat", einem der ersten und auf dem Fotosektor maßgeblichen DDR-Verlage, einer der wenigen, welche die tabula-rasa-Politik der deutschen Wiedervereinigung überstanden haben, wird Gerd Ratteis Œuvre gepflegt, werden seine schwarz-weißen Aktofotografien jetzt wieder zugänglich gemacht. Soeben ist ein Wand-Kalender 2013 fertiggestellt worden, der in erstklassiger Qualität auf 12 Monats-Blättern einige von Ratteis Arbeiten präsentiert: "Schön nackt - Aktfotografie in der DDR".
Gerd Ratteis unspektakuläre und gerade deshalb in ihrer subtilen Erotik ansprechende Fotografie setzt Modelle in Szene, die im Gegensatz zur inszenierten Kunst-Fotografie nicht ihrer Authentizität beraubt, sondern in natürlicher Umgebung und Schönheit abgelichtet wurden. Wo außer Mutter Natur Hintergründe/Räume eingesetzt werden, sind es solche, die als passend erkannt ohne aufwendige Kulissenarbeit zur Verfügung stehen - ein Korbstuhl, ein Sessel im Maleratelier, ein karges Bett, eine grob gezimmerte Scheunenwand, ein Spiegel. Es sind stille Motive, heute würde man euphemistisch sagen: "entschleunigt". Als sie mit Praktika und Pentacon auf ORWO Rollfim 6x6 und Kleinbildfilm gemacht wurden - Gerd Rattei datiert sie auf die Jahre 1970-1990 - stand der kommerzielle Erfolg sicher nicht so im Vordergrund, wie das heute sein muß.
Es darf angenommen werden, daß die Auswahl aus einem in 25 DDR-Jahren entstandenen
Œuvre natürlich nur marginal sein kann. Nehmen Sie die hier und in dem Kalender gezeigten Beispiele als kleine Geschmacksprobe, die Appetit auf mehr machen soll und kann.


Foto © Gerd Rattei / Verlag Bild und Heimat
 
Foto © Gerd Rattei / Verlag Bild und Heimat





















 
Foto © Gerd Rattei / Verlag Bild und Heimat
 
Foto © Gerd Rattei / Verlag Bild und Heimat





















Weitere Informationen: www.bild-heimat.de