Die Geschichte des weiblichen Einflusses auf das Graphic Design des 20. Jahrhunderts

Gerda Breuer und Julia Meer (Hrsg.) - "Women in Graphic Design 1890-2012"

von Frank Becker
Women in Graphic Design
1890 - 2012

Die Geschichte des weiblichen
Einflusses auf das Graphic Design
des 20. Jahrhunderts

 
Ein neues Standardwerk von
Prof. Gerda Breuer und Julia Meer
 
"Warum gibt es in der Designgeschichte scheinbar so wenige Frauen? Warum sprechen immer noch wenige Frauen auf Konferenzen? Warum werden ehemals bekannte Frauen ‘vergessen‘? Welche Auswirkungen hat die Gender-Debatte auf den heutigen Arbeitsalltag von Grafik-Designerinnen? Was hat weibliche Beteiligung am Graphic Design des 20. Jahrhunderts dem Genre an Impulsen, Ideen, Veränderungen gebracht?"

Diesen und vielen anderen Fragen geht das neue Buch von Prof. Dr. Gerda Breuer und ihrer Doktorandin Julia Meer nach, das jüngst im Jovis Verlag erschienen ist. Seit etlichen Jahren hat die Kunsthistorikerin Gerda Breuer, Professorin für Design- und Kunstgeschichte an der Universität Wuppertal, den guten Ruf dieses Instituts an der seit den 50er Jahren nicht zuletzt durch Jupp Ernst und Werner Schriefers bekannten Hochschule durch konsequente Forschungs-, Publikations- und Ausstellungsarbeit auf- und ausgebaut. Mehreren Standardwerken zur Designgeschichte über u.a.
Hans Schwippert 1899–1973, Max Burchartz 1887–1961, Werner Graeff 1901–1978 folgt jetzt mit "Women in Graphic Design" im Jovis Verlag ein weiteres, durch seine Zweisprachigkeit deutsch/englisch auf internationale Resonanz angelegtes Werk, das zweifelsohne ebenfalls in diese Kategorie einzuordenen ist.

Gerda Breuer und Julia Meer stellen mit eigenen Texten und solchen von Sabine Bartelsheim, Ute Brüning, Jochen Eisenbrand, Ellen Lupton, Ada Raev, Bettina Richter, Patrick Rössler, Martha Scotford und Judith Siegmund auf 608 Seiten
Gestalterinnen und ihre Arbeiten vor, rücken das Bild der Rolle kreativer Frauen im Bereich des Graphic Designs anhand von Essays, Kurzbiografien und Interviews sowie 554 Illustrationen zurecht - und selbst der Fachmann wird nicht an der Erkenntnis vorbei kommen, daß das Bild des 20. Jahrhunderts wesentlich von Frauen mitbestimmt wurde, wenn auch die Branche stets von Männern dominiert wurde.
Die Essays überwiegend von Autorinnen behandeln Themen wie die Professionalisierung des Berufs der Grafik-Designerin (von Gerda Breuer), den Einfluß von Grafik-Designerinnen auf die russische Avantgarde (von Ada Raev) und für die deutsche Szene, besonders jetzt nach der Vereinigung beider Deutschland wichtig und interessant: Design-Paare aus der DDR wie Daniela Haufe/Detlef Fiedler und Hanna und Jürgen Mesik (von Judith Siegmund). Für ihr Buch interviewten die Herausgeberinnen Design-Stars wie die Buchdesignerin Irma Boom (ab S. 226), die den Gutenberg-Preis und die Auszeichnung "Most Beautiful Book in the World" erhalten hat und deren Werke längst Eingang in die Sammlung des Museum of Modern Art gefunden haben. Dazu Paula Scher (ab S. 232), erste

Cipe Pinles: "Charm", Januar 1954 - Foto © William Helburn
weibliche Partnerin der weltweit größten unabhängigen Design Firma Pentagram und Schöpferin von ungezählten Plakat-Werbungen für Weltmarken und mehr als tausend Plattencovern für CBS, sowie die Deutsche Julia Hoffmann (ab S. 242), die als Designdirektorin des MoMA den Olymp der Branche erklommen hat.

Die wiedergegebenen Dokumente und zahlreichen Abbildungen reichen von Buchkunst um die Jahrhundertwende über Fotocollagen von Grete Stern, die Mitte der 1920er-Jahre künstlerische Eleganz mit Werbebotschaften verband, bis hin zu Werken der amerikanischen Art-Direktorin und Illustratorin Cipe Pineles, die das Editorial Design diverser Frauenmagazine revolutionierte und Typografie mit Modefotografie kombinierte (vgl. S. 164 für "Charm"), sowie aktuellen Arbeiten, beispielsweise die omnipräsenten Schriften „Myriad“ (1992) und „Trajan“ (2000) von Carol Twombly.

Als eine unersetzliche, so noch nicht vorhandene Fundgrube erweist sich die sorgfältig recherchierte, 198 Seiten umfassende ausführliche lexikalische Zusammenstellungen von Designerinnen-Biographien, die von Lilo Ade bis Crescencia Zelenak ca. 350 Kurzportraits umfaßt.
 
Gerda Breuer und Julia Meer (Hrsg.): Women in Graphic Design 1890-2012. 
© 2012 JOVIS Verlag, Flexcover, 608 Seiten mit 554 farbigen und s/w Abbildungen, 18 x 23 cm, Deutsch/Englisch 42,- Euro.

Weitere Informationen:  www.jovis.de