Eine Sommer-Ausstellung
„Mit dem Eintritt in Italien, in sein Volk, seine Luft, seine Altertümer
fühlt man sich von jenem Geiste des Realismus angehaucht,
aus welchem die Alten ihre Größe in Kunst und Staat schöpften.“
(Friedrich Theodor Vischer, 1839)
Von der Heydt Museum Wuppertal: Bella Italia – Fotografien und
Gemälde aus der Frühzeit der Fotografie (1815-1900) Sie ist der Jahreszeit angemessen, die stimmungsvolle Ausstellung von Fotografien und Gemälden aus den Sammlungen Siegert, Münchner Stadtmuseum und Von der Heydt-Museum, die morgen in Wuppertal eröffnet wird. Während die einen in diesen Tagen ihren Koffer für eine Reise in den Süden packen, können die anderen im Wuppertaler Museum eine leise Zeitreise mit seltenen Fotografien und inspirierenden Gemälden eben dorthin machen. Es ist, so Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh im Gespräch, „eine Sommer-Ausstellung“. Seltene Fotografien, darunter auch Daguerreotypien aus der Frühzeit dieses die Malerei in Frage stellenden Mediums, kostbare Dokumente eines künstlerischen Aufbruchs, sowie einige zeitgenössische Gemälde von u.a. Anselm Feuerbach, Carl Blechen, Oswald Achenbach und Hans von Marées haben die Kuratoren Gerhard Finckh, Ulrich Pohlmann und Dietmar Siegert aus den oben genannten Sammlungen zu einem eindrücklichen Italien-Panorama der Jahre 1815-1900 zusammengestellt.
Nicht erst nach 1950
Nicht erst mit dem Wirtschaftswunder und der Reiselust der 1950er Jahre ist das Sehnsuchtsland
Liebevoll gehängte Reise
Das Gegenüber von Literatur, Malerei und Fotografie
Zu den Portraits, Landschafts- und Genre-Aufnahmen der hervorragenden Präsentation gesellen sich begleitend aufschlußreiche literarische Italien-Zeugnisse von Goethe bis Friedrich Theodor Vischer, Friedrich Nietzsche und Theodor Fontane. So schreibt Hippolyte Taine in Philosophie de l’art en Italie. Voyage en Italie: „Meiner Meinung nach ist Rom nichts als ein großer Kramladen (…)“ – und „Im allgemeinen in ganz Neapel hat man Lust, sich die Nase zuzuhalten.“ (1864). Favell Lee Mortimer hingegen weiß im Vergleich mit Rom Lobendes über Neapel zu berichten: „Neapel ist viel schöner als Rom. (…) Neapel ist eine fröhliche Stadt. Die Leute sind immer unterwegs und sprechen sehr schnell. (…) In Rom sind die Menschen ernst und still, aber in Neapel sind sie fröhlich und machen viel Lärm.“ (zitiert aus „F.L. Mortimer/Todd Pruzan: „Die scheußlichsten Länder der Welt“, 2007 Malik Verlag/Piper).
Zur Ausstellung ist im Verlag Kehrer ein umfangreicher Katalog erschienen, der alle Exponate in ausgezeichneter Qualität und der Gegenüberstellung von Fotografie und Malerei wiedergibt. Den Abschnitten zwischengeschaltet sind die literarischen Zeugnisse. Angehängt finden sich ein Werkverzeichnis, ein Glossar, eine Bibliographie, die Biographien der Fotografen, eine Chronologie der Geschichte Italiens und ein Artikel Ulrich Pohlmanns über das Risorgimento, der Vereinigung Italiens unter Giuseppe Garibaldi, denn auch die politischen Verhältnisse des wie Deutschland bis 1870 in König- und Herzogtümer zerrissenen Italien spielen eine bedeutende Rolle.
Bella Italia – Fotografien und Gemälde 1815-1900
© 2012 Kehrer Verlag, 248 Seiten, geb., Fadenheftung m. Schutzumschlag, 211 vierfarbig gedruckte Abb., 24 x 30 cm, ISBN 978-3-86828-316-7
35,- € (in der Ausstellung 25,- €)
Weitere Informationen: http://www.artbooksheidelberg.com und www.bella-italia-ausstellung.de/
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