Ausstellung zum Eichmann-Prozeß

bis zum 29. Juni im OLG Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Adolf Eichmann während des Prozesses
Foto © Botschaft des Staates Israel, Koeln
Ausstellung über den Prozeß
gegen den NS-Verbrecher
Eichmann in Düsseldorf
eröffnet
 
Die Ausstellung im Oberlandesgericht Düsseldorf schildert bis zum 29. Juni
das Verfahren in Jerusalem
erstmals in deutscher Sprache
 
Düsseldorf - Im Beisein von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) ist am vergangenen Mittwoch im Düsseldorfer Oberlandesgericht die Ausstellungs-Dokumentation "Der Eichmann-Prozess in Jerusalem“ eröffnet worden. Die bis zum 29. Juni präsentierten Dokumente schildern das gut acht Monate dauernde Verfahren gegen den NS-Verbrecher im Jahr 1961 erstmals in Deutschland und erstmals in deutscher Sprache. Bislang war die Dokumentation ausschließlich in englischer und hebräischer Sprache zu sehen, hieß es zum Auftakt der Ausstellung. Eichmann gilt als "Spediteur der Endlösung der Judenfrage", so die Präsidentin des Oberlandesgerichts, Anne-José Paulsen bei der Eröffnung am Donnerstag.
Nach den Worten von Minister Kutschaty vermittelt die Schau nicht nur Wissen, sondern auch die Erkenntnis, "daß wir die Pflicht haben, jede Art von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit konsequent und beharrlich zu bekämpfen." Besonders junge Menschen sollten die Ausstellung besuchen, um zu begreifen, "daß Demokratie kein Selbstläufer ist, sondern wir jeden Tag daran arbeiten müssen", sagte der SPD-Politiker weiter. 
 
Der 1906 im bergischen Solingen geborene Adolf Eichmann war 1932 in die NSDAP und die SS eingetreten. Ab 1941 traf sein Büro sämtliche Anordnungen über Zeit und Ort der Abreise sowie die Anzahl der zur Deportation in die Vernichtungslager Polens bestimmten Juden. Auch besuchte Eichmann die Todeslanger mehrfach persönlich und war über deren Zweck genau informiert. Er nahm zudem an der berüchtigten Wannsee-Konferenz im Januar 1942 teil, bei der alle erforderlichen Absprachen zu den Deportations- und Vernichtungsaktionen an Juden getroffen wurden, betonte Kutschaty in seinem Grußwort zum Auftakt der Ausstellung, die die Festnahme des Massenmörders und die Gerichtsverhandlung anhand von Schautafeln erzählt. 
Der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus der amerikanischen Gefangenschaft geflohene Eichmann hatte sich nach Argentinien absetzen können, wo er unter falschem Namen arbeitete. Am 11. Mai 1960, rund 15 Jahre nach Kriegsende, konnte der NS-Verbrecher vom israelischen Geheimdienst entführt und nach Israel gebracht werden. Als der israelische Generalstaatsanwalt am 21. Februar 1961 beim Bezirksgericht in Jerusalem die Anklage gegen Eichmann einreichte, umfaßte diese 15 Punkte, die sich in vier Kategorien einteilen ließen: Verbrechen gegen das jüdische Volk, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation.
 
Das Strafverfahren gegen den NS-Verbrecher Eichmann dauerte vom 11. April bis zum 15. Dezember 1961. Eine Spezialeinheit der israelischen Polizei stellte für den Prozeß rund 1.600 Dokumente sowie eine Liste von 108 Überlebenden, Historikern und Forschern zusammen, die während der Gerichtsverhandlung als Zeugen vernommen werden sollten. Am 15. Dezember 1961 verurteilte ihn das Gericht unter Vorsitz von Richter Moshe Landau zum Tode. Das Urteil wurde am 31. Mai 1962 vollstreckt.
Bei der Eröffnung kam auch Michael Goldmann-Gilead zu Wort, der zu den damals ermittelnden Polizeioffizieren gehörte. Die Familie des ehemaligen Polizeioffiziers war von den Nationalsozialisten ermordet worden. Er selbst war im Konzentrationslager Auschwitz, konnte 1945 während eines Todesmarsches aber entkommen, überlebte und emigrierte 1947 nach Palästina. Auch der 1. Stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises Yad Vashem in Deutschland, Christopher Freiherr von Oppenheim erinnerte bei der Ausstellungs-Eröffnung an den Prozeß, der damals weltweit für Aufsehen sorgte.
Anlaß der Ausstellung ist der 50. Jahrestag des Eichmann-Prozesses. Die Dokumentation wurde von der Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem in Jerusalem entworfen. An der Organisation und Verwirklichung der Ausstellung in Düsseldorf waren das Landes-Justizministerium sowie die Dokumentations- und Forschungsstelle "Justiz und Nationalsozialismus" an der Justizakademie in Recklinghausen beteiligt. 
 
Die Ausstellung ist bis zum 29. Juni montags bis freitags von 08.30 bis 15.30 Uhr im Oberlandesgericht Düsseldorf zu sehen. Zum Betreten des Gerichtsgebäudes ist ein gültiger Ausweis erforderlich.