Bigband-Sound im Bistro
Die Wuppertaler „JazzPension“
zu Gast in Wermelskirchen Fünf Trompeten, drei Posaunen, fünf Saxophone, Klavier, E-Bass, Gitarre und Schlagzeug – eine mächtige Klangkulisse für das kleine Bistro der Wermelskirchener Kattwinkelschen Fabrik. Doch obwohl Martin Zobel, Gründer und Leiter der Wuppertaler „JazzPension“ und ganz nebenbei einer der besten deutschen Flügelhorn-Spieler (wenn nicht der beste) unkte, daß es ja ganz schön gewagt sei, mit einer Bigband in einem so kleinen Raum zu spielen: es klappt wunderbar. Der mal butterweiche, dann wieder von scharfen Bläsersätzen betonte Sound machte sich in der gar nicht schwierigen Akustik des Bistro erstaunlich gut.
Dazu trug natürlich bei, daß es sich bei den Mitgliedern der „JazzPension“ zum größten Teil um altgediente Profis und Semi-Profis handelt, die zum Teil seit 17 Jahren unter Martin Zobels Leitung miteinander auftreten und es durch ihre hohe Qualität sogar zu diplomatischen Ehren gebracht haben. Wenn nämlich der Wuppertaler Oberbürgermeister die Partnerstädte besucht, nimmt er die Bigband als musikalische Botschafter mit.
Neunzig Minuten allerfeinsten Bigband-Jazz boten die insgesamt 19 Musiker und Musikerinnen - denn der phantastische Sänger und Scatter Marvin Becker und Martin Zobel selbst am Flügelhorn kamen solistisch dazu – ein genußreicher Abend. Die Wermelskirchener Jazzfreunde waren von den packenden Arrangements und den inspirierten solistischen Bonbons der elf mitgebrachten Stücke – beinahe jede/r aus der Band kam zum Zuge – völlig begeistert. Randy Breckers „Buds“ hatte einen Hauch von Jim Webb, Marvin Becker glänzte vor dem satten Sound der Bläser mit dem Standard „It Don´t Mean A Thing (if it ain´t got that swing)“ und im Dialog mit dem E-Bass mit Miles Davis´ „All Blues“ und Martin Zobel stellte einmal mehr mit seinem hinreißenden Solo in Ray Nobles „Cherokee“ unter Beweis, daß er zur Creme am Flügelhorn gehört. Die „JazzPension“ ist trittsicher in jedem Gelände, ob Latin in Mongo Santamarias „Afro Blue“ mit Soli von Posaune (Romel Stoica, der auch in „Spanish Fire“ glänzte) und Trompete (William Martin), dem Herbolzheimer-Arrangement von Chick Coreas „La Fiesta“ oder „Box 703“ einem Stück des französischen Bandleaders Francy Boland, das noch einmal alle Solo-Stimmen „zu Wort“ kommen ließ – einfach brillant. Vocal-Star Marvin Becker, der wirklich Gold im Kehlkopf hat, krönte den Abend mit seiner Version von Dizzy Gillespies „A Night In Tunesia“, begleitet von Cornelia Fleschke an der Posaune.
Es ist sicher eine reizvolle Idee, dem Ensemble gelegentlich ein Konzert im kleinen Saal der Kattwinkelschen Fabrik anzubieten. Informationen über die band: www.jazzpension.de
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