Memories of You

Das Transatlantic Jazz S(w)ingtet auf Tour

von Frank Becker

Nicki Parrott - Foto © Frank Becker
Memories of You
 
Jazz und Spaß mit dem Transatlantic
Jazz S(w)ingtet in Remscheid
 
Daß das Transatlantic Jazz S(w)ingtet auf seiner Deutschland-Tournee (6.000 km und 19 Konzerte in 18 Tagen) am 1. Mai auch in Remscheid Station machte, ist dem Remscheider Jazz-Freund Peter Bornemann zu verdanken. Bornemann, Jazz-Impresario aus Leidenschaft und in der Bergischen Stadt längst eine Institution, hat mit diesem Gastspiel des international hochkarätig besetzten Ensembles seinen fast 100 Gästen in der intimen Atmosphäre der Ehringhauser Hausbrauerei Richard Becker eine echte Perle präsentiert.
 
Mit dem Burscheider Lokalmatador Engelbert Wrobel (Klarinette, Sopran- und Tenor-Saxophon), der auch die Moderation übernahm, dem virtuosen Pianisten Chris Hopkins, dem grandiosen Eddie „Fast Fingers“ Erickson aus Monterey, der an Gitarre, Banjo und als Sänger brillierte und der hinreißenden australischen Weltklasse-Kontrabassistin und bezaubernden Sängerin Nicki Parrott hat sich ein homogenes Ensemble gefunden, das von Swing bis Dixieland, Bebop und Mainstream bis Skiffle alle Spielarten des Jazz mitreißend aus dem Hut zaubert. Elegant und temperamentvoll, in vollkommener Harmonie, mit sprühendem Spielwitz und Ideenreichtum zeigten die vier den Jazz von seiner schönsten Seite. Schon beim Opener „Always“ ließ Eddie Erickson auf seiner „Heritage“ virtuos hören, wo seine Wurzeln sind – Les Paul und Chet Atkins ließen grüßen. Daß er auch als Sänger eine Hausnummer ist, machte Eddie später deutlich, indem er Cab Calloway blaß aussehen ließ, während Chris Hopkins einen 1a Stride hinlegte und Nicki Parrott ihren Bass singen, swingen und slappen ließ. Im Duett mit Nicki - die sich auch als erstklassige Scatterin präsentierte - liefen beide in „On the Sunny Side of the Street“ und „Blue Moon/Moonglow“zur Höchstform auf.

 
Eddie Erickson, Nicki Parrott, Engelbert Wrobel (v.l.) - Foto © Frank Becker
 
Jazz und Humor trafen sich in Perfektion in Nickis (von der man weder Ohr noch Auge wenden mochte) Solo „Ooh mooh mooh – what a little moonlight can do to you“ (and she as well…) und Eddies wortreicher göttlicher Moritat, dem „Shoe Blues“. Charlie Chaplins „Smile“, bei dem Chris den fein gestimmten Kawai-Flügel des Brauhauses butterweich behandelte und Nicki den Kontrabaß sanft streichelte, gelang Eddie ebenso anrührend wie das durch den unsterblichen Louis Armstrong unvergeßlich gewordenen „What a Wonderful World“, zu dem das Publikum sogar beim Refrain mittat und in dem er Satchmo auch stimmlich Reverenz erwies. Ein kleines Lehrstück des Bebop am Beispiel von „Whispering“ (hierzulande auch bekannt als „Liebling, was wird nun aus uns beiden“) gab Engelbert Wrobel mit dem Ensemble. „Whispering“ war übrigens auch einer von Les Pauls ganz großen Erfolgen.
„Sugar“, „Seven Come Eleven“, „Fools Rush In (where wise men never go)“, „Who´s Sorry Now“ – die Liste der Jazz-Klassiker und Standards dieses genußreichen Konzerts läßt sich fortsetzen. Mit einem Kompliment an Peter Bornemann und seinem Wunschtitel „Memories of You“, und dem „Tiger Rag“ (mit Variationen) rundete sich der Abend nach gut zweieinhalb Stunden. Und niemand hat Blechbläser oder Schlagzeug vermißt. Im Frühling 2014 will das Quartett in dieser Besetzung wiederkommen. Schon mal notieren!

 
 Chris Hopkins, Eddie Erickson, Nicki Parrott (verdeckt), Engelbert Wrobel (v.l.) - Foto © Frank Becker
 
 
Weitere Informationen: www.echoes-of-swing.de  -  www.nickiparrott.com  -  www.eddieerickson.com  - www.hopkins.de  -  www.swingsociety.de

Als nächstes präsentiert Peter Bornemann im Oktober 2012 an nämlicher Stelle die „Echoes of Swing“ mit Colin T. Dawson – Trompete, Chris Hopkins – diesmal am Alt-Saxophon, Bernd Lhotzky – Klavier und Oliver Mewes – Schlagzeug.


Nicki Parrott - Foto © Roland Keusch