Alles ist möglich!

Tina Teubner probt den „Aufstand im Doppelbett“

von Frank Becker

© www.tinateubner.de
Alles ist möglich!
 
Tina Teubner probt den
„Aufstand im Doppelbett“
 

"Vor acht Jahren ist das Glück in Form meines Mannes zur Tür hereingekommen. Mein Mann ist immer noch da." Klar, er sitzt ja am Klavier. Sie ist so klein, weil sie beim Küssen gern den Himmel sieht, bekannte Tina Teubner jüngst in der Wermelskirchener Kattwinkelschen Fabrik im ersten Lied des leicht überarbeiteten, wenn auch nicht mehr ganz taufrischen Abends (Premiere war bereits 2006), bewährt begleitet von (s.o.) Partner Ben Süverkrüp am Pianoforte. Da ist noch nicht ganz entschieden, ob sie nicht vielleicht an diesem Abend doch Wagners „Ring“ singen wird, mit Ukulele-Begleitung. Warum eigentlich nicht? Alles ist möglich. Demütigungen durch Freundlichkeit und Autoritäre Liebeslieder standen weiterhin zur Wahl. „Kann ich ohne Proben.“

Es wurde dann – wie von der scharfzüngigen Frau Teubner (46), dem bissigen Floh unter den Kabarettistinnen nicht anders zu erwarten – eine freche Abrechnung mit den Männern, mit dem Leben und seinen Ungerechtigkeiten überhaupt und mit ihrer fürchterlichen Kusine: „Manchmal muß man sich einfach ein Feindbild suchen“, die Kusine ist ihres. Man muß als Mann schon Tiefschläge wegstecken können, um der kleinen Dame gewachsen zu sein, die Widerspruch nicht duldet und rein gar keinen Respekt vor irgendwem oder irgendwas hat. Die Aussage „Mein Mann ist nicht konfliktfähig“ fand Beifall natürlich beim in Überzahl weiblichen Publikum, das ihr auch per Akklamation bei der Propagierung der Unsportlichkeit zustimmte: „Ich verstehe nicht, warum ich laufen soll, wenn ich sitzen kann! Ich möchte sitzen, attraktiv sitzen.“

Das zweistimmig synchron angestimmte „Beschimpfungsduett“ von Tina und Ben hingegen, das vermutlich sämtliche Topoi und Stereotypen ehelicher Auseinandersetzung transportiert, wurde mit Heiterkeit gleichermaßen von beiden Seiten wiedererkannt: „Du bist wie deine Mutter. Wie deine Mutter bist du. Du hast immer Recht. Du wirst auch immer Recht haben.“ Das paßt. Ist doch schön, wenn man auch mal über sich selbst lachen kann.
Süffisant auch die Abrechnung mit stets leidend aussehenden Reformhaus- und Ökoladen-Verkäuferinnen und deren ebenso schattenhaften Kunden: „Ich kann mich doch nicht in jemanden verlieben, der Brottrunk trinkt!“ Über Yoga-Seminare und das Fastenwandern kann sie sich echauffieren: „…für viel Geld gemeinsam nichts essen“. Wohl wahr.

So ganz langsam denkt Madame Teubner auch ans älter werden. Die kluge Feststellung, daß es nicht schlimmer werden kann als die Pubertät, hat etwas ungemein Beruhigendes. In einem „Meer der kriechenden Zeit“ zu verdämmern ist nämlich keine lockende Aussicht. Doch die Liebe bleibt - in dem tröstlichen Lied an die beste Freundin „Schwalbe“ rührend beschworen. Da greift sie dann auch gefühlvoll ganz im Sinne der Brüder Schrammel zur raunzenden Geige. Futter für die Seele.
In Ben Süverkrüp hat die quirlige Diva einen ruhenden Gegenpol am Klavier, auf dem er sein Fanal „gegen den Grieg“ aus dessen Klavierkonzert op. 16, „We are the champions“, der Moldau, dem Radetzky-Marsch von Johann Strauß Vater, Mozarts Kleiner Nachtmusik, dem Muppet-Theme und dem Botho Lucas-Hit „Danke“ schnitzt. Ein pianistisches Schmankerl auf den 88 schwarz-weißen Tasten. Auch Süverkrüps eloquente Erläuterung des retardierenden Moments und der Peripetie im Drama hatte augenzwinkernde Substanz. Dafür brillierte Mme. Teubner an der Violine und der Singenden Säge und hatte schließlich auch einige Demütigungen durch Freundlichkeit auf Lager.
 
Weitere Informationen unter: www.tinateubner.de