Schlammschlacht

Harry Luck - "Kreuther Komplott"

von Frank Becker

Foto © Harry Luck

Schlammschlacht

Es war mal wieder Zeit für Politik im gepflegten bayerischen Krimi, und die Geduld der Freunde des Genres hat sich gelohnt. Harry Luck, als München-erfahrener Journalist bestens informierter Insider und durch seine bisherigen Romane - obwohl aus Nordrhein-Westfalen zugezogen - längst eine feste Größe der Szene dort, hat mal wieder die weißblaue Welt ins Visier genommen. Sicher, der Polit-Klüngel Bayerns wird sich im Kern nicht wesentlich von dem anderer Gegenden unterscheiden. Aber Bayerns politische Landschaft hat seit Franz-Josef Strauß etwas einzigartig Kerniges, zugleich Unterhaltsames, daß man doch eher die Ohren spitzt, wenn in den Medien über Münchner Hahnenkämpfe berichtet wird. Nirgends sammelt sich mehr Journaille als in Wilbad Kreuth, wenn die CSU ihr Programm festlegt und wenn es um die Verschiebung von einflußreichen Posten geht.

So ist es auch in Harry Lucks neuem Roman "Kreuther Komplott", der in der idyllischen Tegernseer Winterwelt und einer einsamen Seesauna seinen Anfang nimmt. Ein Politiker kommt beim Saunagang zu Tode. Selbst wenn eine nicht natürliche Todesursache keineswegs auf der Hand liegt, muß die Kripo ermitteln - vor allem, wenn es sich um den aussichtsreichen Kandidaten für die Nachfolge des Ministerpräsidenten Däxl handelt, den erst 59-jährigen Friedrich-Joseph Simnacher, nach seinem großen Vorbild FJS abgekürzt. Und wenn dann noch sein Konkurrent um den Posten, der amtierende Innenminister und höchste Polizeichef Baron Max von Donnersberg im Dunstkreis der Nachforschungen um den mysteriösen Todesfall auftaucht, wird es für die ermittelnden Beamten ziemlich heikel. Von da an stehen sie nämlich erheblich unter Druck, weil sich aus Karrieregründen der Kripo-Chef, der Polizeipräsident und der Justizminister einmischen.

Harry Luck entwickelt auch in seinem neuen Roman die Biographien der aus seinen bisherigen Büchern bekannten Figuren glaubhaft weiter, läßt aber Reporter Frank Litzka nur noch marginal auftreten, verzichtet auf den ehemaligen MK-Leiter Jürgen Sonne und rückt diesmal den bodenständigen Hauptkommissar Lukas Schmidtbauer mit seiner in den bayerischen Polizeidienst übernommenen holländischen Kollegin Anneke van Royen in den Mittelpunkt, die noch nicht ganz das Trauma ihres tödlichen Schusses auf einen
Junkie in Tilburg überwunden hat und noch zu oft an ihren Ex-Freund denkt, der nach einem Unfall in Holland im Wachkoma liegt. Horst Steinmayr ist zum Chef der Mordkommission geworden. Tief steigt der Leser mit den Kommissaren in den Sumpf von Abhängigkeiten und Intrigen hinab, in dem sich schwarze und grüne Politiker, Journalisten und Lobbyisten belauern und bekämpfen. Auch die mißglückte Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2018 und die damit verbundenen Bau-Schachereien spielen eine nicht unbedeutende Rolle. Harry Lucks Krimi hält sich in politischem Personal und sachlichen Abläufen dabei stets nah an der Realität auf, was der Lektüre besonderen Reiz gibt.

Die wahren Zusammenhänge stellen sich für Lukas und Anneke als äußerst verwickelt dar, doch mit Hilfe ihrer Kollegen Grötzinger und Neidlinger und einiger patenter Landpolizisten kommen sie der Sache auf den Grund. Ob sich das offensichtliche Interesse der beiden füreinander entwickelt und wie sie der politischen Behinderung ihrer Ermittlungen ein Schnippchen schlagen? Lesen Sie selbst.

Harry Luck - "Kreuther Komplott"
© 2012 Emons Verlag, 207 Seiten, Broschur, 9,90 €

Weitere Informationen:  www.emons-verlag.de  und  www.harryluck.de