Shakespeare aus Kabul

16 Produktionen aus sieben Ländern auf dem Programm des Internationalen Neusser Theatertreffens

von Andreas Rehnolt
Theatertruppe aus Kabul kommt zum
Shakespeare-Festival nach Neuss
 
Im 22. Jahr seines Bestehens stehen ab dem 7. Juni
insgesamt 16 Produktionen aus sieben Ländern auf dem
Programm des Internationalen Theatertreffens
 

Neuss - Zum diesjährigen Internationalen Shakespeare-Festival im Nachbau des Globe-Theaters im rheinischen Neuss reist sogar eine Compagnie aus dem fernen Afghanistan an. Wie Kulturreferent Rainer Wiertz bei der Vorstellung des Programms erklärte, bringt die Truppe Roy-e-Sabs aus der afghanischen Hauptstadt Kabul das Shakespeare-Stück "Comedy of Errors" an den Rhein. Für das Neusser Festival sei es "ein absolutes Muß gewesen, die Truppe aus Kabul zu unterstützen".
Das Stück mit Männern und Frauen, die teils unverschleiert auftreten werden, kommt in der Regie der syrischstämmigen Corinne Jaber nach Neuss. Wegen der ständigen Anschläge in Kabul seien die Proben für das Stück, daß auch im Londoner Globe zum dortigen "Olympic Festival" zur Aufführung kommen wird, nach Indien verlegt. Für Wiertz ist die Truppe aus Kabul, die seit 2005 Shakespeare-Stücke gibt, "ein kleines Theaterwunder." Insgesamt stehen vom 7. Juni bis zum 7. Juli 16 Produktionen aus sieben Ländern auf dem Programm des Festivals.
 
Außer aus Afghanistan reisen Theatergruppen aus Litauen, Polen, Frankreich, Großbritannien und den USA an. Aus Deutschland bringen die Shakespeare Compagnien aus Berlin und Bremen Stücke des britischen Autors auf die Bühne des Globe bringen, die weit über die deutschen Grenzen hinweg bekannt ist. Schließlich stehen auch noch zwei Produktionen des Rheinischen Landestheaters auf dem Programm des Festivals. Der Kartenvorverkauf startet am 28. März.
Den Auftakt bildet am 7. Juni eine laut Wiertz "archaisch-drastische Inszenierung des Macbeth" aus der Sicht des Londoner Icarus Theaters. Am 12. Juni präsentiert das Rheinische Landestheater "Sieben Sonette" von John von Düffel nach Shakespeare. Zwei Tage später präsentiert die Compagnie des Petites Heures aus Frankreich ihre Variante von "Richard III". Sicherlich köstlich verspricht die Aufführung der Pariser Compagnie Magnus Casalibus am 16. Juni zu werden. Sie benutzt in dem Stück "Romeo et Jules yet" die Tradition, wonach auf der elisabethanischen Bühne nur Männer agieren durften, für emotionale Irrungen und Wirrungen der besonderen Art, weil sich hier Romeo in Jules verliebt, den Mann, der Julia spielt.
 
Am 18. Juni zeigt das Rheinische Landestheater Neuss "Das Wintermärchen". "Verlorene Liebesmüh" der Bremer Shakespeare-Company kommt mit 4 Schauspielern und dem Ringen um Kunst und Kultur am 23. Juni nach Neuss. Das Teatr Zeromskiego aus dem polnischen Kielce präsentiert am 26. Juni "Hamlet" in einer sehr zeitgenössischen Inszenierung mit ausgestopften Tieren und mit "Yorik", der mal nicht nur als Totenkopf, sondern in einem Prolog als reale Person auf der Bühne erscheinen soll.
Weiter gibt es am 28. Juni laut Wiertz "einen ganz brutalen Henry V" der Propeller Company aus Großbritannien. Die Truppe sei für das Stück über Krieg und Frieden zwischen England und Frankreich eigens von britischen Offizieren trainiert worden, so der Kulturreferent. Aus Litauen reist die Gruppe OKT Vilnius zum Shakespeare-Festival an den Rhein. Sie präsentiert am 2. Juli mit Übertitelung in deutscher Sprache "Miranda" als Adaption des Shakespeare-Stücks "Der Sturm". Die Shakespeare Company Berlin zeigt am 3. Juli "Ein Sommernachtstraum" und zu Ende geht das Festival dann mit der laut Wiertz "vielleicht verrücktesten Inszenierung" "Othello: The Remix", gespielt von den Q-Brothers des Shakespeare Theaters aus Chicago die weite Teile als Rap vortragen werden.
 
Das Festival erwartet in diesem Jahr rund 14.500 Besucher. Die Auslastung, die im vergangenen Jahr bei 94 Prozent lag, soll noch einmal gesteigert werden. 2011 hatte das Shakespeare-Festival bei einem Etat von 450.000 Euro 290.000 Euro allein an Eintrittsgeldern eingenommen.