Ende der Träumerei

Aus dem Tagebuch

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Ende der Träumerei
und andere Erkenntnisse

8. Januar: Der Tannenbaum muß aus dem Raum. Ich kann ihn nicht mehr sehen.

10. Januar: Heute fand ich einen Brief wieder, den Inka mir mal geschrieben hatte: "Habe ich dir eigentlich schon meine neue Polyacryldecke gezeigt, die im Dunkeln immer so schön aufblitzt? Muß ich mal machen, sieht man aber nur im Dunkeln, fast ein Feuerwerk."

11. Januar: Sie haben mich entdeckt. Das ist das Ende des Spiels. Meine Tarnung ist aufgeflogen. Sie rissen mir die Maske vom Gesicht. Sie hatten mein Summen gehört, die Unschuld gespürt, die mich umgab. Das ist das Ende des Spiels. „Laßt mich in Ruhe“, flüsterte ich. Zu spät. Nun stand ich unter ihrem Einfluß. Die Losung war eindeutig. Träumer aufspüren, wach machen, integrieren, nützlich einsetzen.
 
13. Januar: Roger Willemsen gastiert in der Paderborner Kulturwerkstatt. Er berichtet von fernen Reisen und schildert Gespräche mit interessanten Menschen von fünf Kontinenten. Ich weiß noch, wie ich mal Roger Willemsen in Köln traf und er kein Wort mit mir wechselte. Schon, klar, daß ich kein Mongole bin, aber auch Ostwestfalen können sonderbar sein.


© Erwin Grosche - für die Musenblätter 2012
Redaktion: Frank Becker