Liebes Fest

von Hanno Friedrich

Hanno Friedrich
Foto: Uwe Stratmann
Am 18. November hatte Alan Ayckbourns "Schöne Bescherungen" in der Inszenierung von Tilo Nest in Wuppertal Premiere. Nicht nur, daß die Inszenierung brillant war - für das bewahrenswerte Programmheft haben die Darsteller der bitteren Komödie Beiträge zum Thema Weihnachten verfaßt, die es wert sind, über das Heft hinaus vorgestellt zu werden. Das werden die Musenblätter ab jetzt in der Adventszeit mit freundlicher Erlaubnis der Autoren tun. Wir beginnen heute mit Reflexionen von Hanno Friedrich, der im Stück den Clive gespielt hat:


Liebes Fest
 
Weihnachten soll schön sein. Für die ganze Familie. Weihnachten muß schön sein. Wenn Weihnachten nicht schön ist, gibt’s Rabatz. Der hält dann auch mal bis nach Silvester, was Silvester dann auch so ein bißchen versaut. Silvester, zum Beispiel, ist freiwillig schön. Silvester ist das Fest der Verantwortungslosigkeit und der neuen Vorsätze. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Altlasten. Erwartungen kämpfen mit Spannungen, Überraschungen kämpfen mit Enttäuschungen. Und wenn ihr nicht dankbar seid, so wie wir euch erzogen haben, dann gibt’s nächstes Jahr eben kein Fest der Liebe mehr, und zwar das ganze Jahr nicht, das seid ihr selber schuld. Seit ich mich erinnern kann, feiern wir Weihnachten mit drei Generationen. Jetzt sind wir die Generation in der Mitte, und die Kinder sind schon größer. Das klappt ganz gut.
 


© Hanno Friedrich