Gut idyllt!

Wiglaf Droste - "Auf sie mit Idyll"

von Frank Becker
Gut idyllt!

Auf Wiglaf Droste ist Verlaß. Auf ihn kann man sich stützen, wenn man der völlig verbumfeiten* Welt einmal wieder restlos überdrüssig ist. Denn Droste hat sich schon über alles geärgert was auch dir und mir die Tage vergällt. Er jedoch hat anders als wir die Gabe, seinen Unmut ins scharf geschliffene Wort zu fassen, der Vergleich mit einem 32-lagigen Damaszener Kai Shun Messer scheint - auch mit Bezug auf "Häuptling eigener Herd" - nicht unangebracht.

Diese Klinge nun läßt Wiglaf Droste blitzend sausen, da kennt er kein Erbarmen, da handelt er nach dem biblischen Prinzip Auge um Auge. Denn wer ihn vergrätzt, hat nichts zu lachen, im Gegensatz zu uns, die wir uns kringeln vor Lachen, weil wir nicht im Drosteschen Sperrfeuer liegen, sondern seine Kartätschen andere zerfetzen. Drostes wortgewaltige Sottisen strecken nieder, was niedergestreckt werden muß, das ist Balsam für die von lärmenden Gerüstbauern, verlogenen Ex-Kanzlern und ihren russischen Paten,
talentlosen Autoren, schwadronierenden Bundespräsidenten, all den geölten Guttenbergs/Diekmanns und nicht zuletzt von Karel Gott gequälte Seele.

Wiglaf Drostes Lobreden hingegen, sei es auf Freunde und Kollegen wie ©TOM, Ralf Sotschek, Klaus Bittermann und F.W. Bernstein oder seine Rezensionen und Feuilletons z.B. zu Joachim Ringelnatz, Randy Newman, Willie Nelson, Johnny Cash und Astrid Lindgren zeugen von Kenntnisreichtum und Freundlichkeit. Sie sind wie blauer Himmel. Er kann ja durchaus freundlich sein, man muß ihm nur Gelegenheit dazu geben. Allen Texten in seinem neuen in der Berliner Edition Tiamat erschienenen Sammelband "Auf sie mit Idyll" ist gemeinsam, daß sie den Leser so oder so mit Freude erfüllen. Das schafft nicht jeder, das muß erst mal einer nachmachen. Deshalb plädiert die Musenblätter-Redaktion geschlossen für die Verleihung des nächsten Peter Hille Literaturpreises, des
Nieheimer Schuhu, an Wiglaf Droste. Und vergibt schon einmal die Ehrung der Musenblätter an ihn: den Musenkuß.

* Ich danke an dieser Stelle für dieses Wort ausdrücklich dem genialen, wenn auch gelegentlich unausstehlich gewesenen Walter Kempowski!

© 2011 Edition Tiamat, 204 Seiten, Klappenbroschur, 14,- €

Weitere Informationen: www.edition-tiamat.de