Rocky läuft aus dem Ruder

Bühne, Licht und Publikum in Mönchengladbach mit Mängeln

von Peter Bilsing

Felicitas Breest (Mitte) - Foto ©  Matthias Stutte

Rocky läuft aus dem Ruder

Die "Rocky- Horror- Picture-Show" jetzt in Mönchengladbach-Rheydt
 Nur mit Einschränkungen geglückt - Bühne und Licht mit Mängeln
Das Publikum ebenfalls
 
Premiere Rheydt am 14. Oktober
 
Leider hat die wirklich fabelhaft umgesetzte Inszenierung der Rocky Horror Picture Show, trotz erneuter Betreuung durch das Regie-Team:
Inszenierung: Frank Matthus
Bühne und Kostüme: Johanna Maria Burkhart
Choreographie: Ralph Frey
Dramaturgie: Ulrike Brambeer
den Transport nach Rheydt nicht schadlos überstanden.
 
Zwar bleiben die wirklich sensationellen Leistungen der Hauptdarsteller - allen voran der geniale Adrian Linke (Frank N Furter), die fabelhafte Esther Keil (Usherette/Magenta), immer noch unerreicht Felicitas Breest und Ronny Tomiska (Brad & Janet), der unerschütterlich souveräne und schlagfertige Matthias Oelrich (Erzähler), der stimmgewaltige Paul Steinbach (Riff-Raff), nicht zu vergessen die schauspielerische Seele des Theater seit über einem Vierteljahrhundert, der unvergleichliche Joachim Henschke (Dr. Everett-Uuuuh-Scott) & all die anderen über sich hinauswachsenden Team-Mitglieder, sowie die tolle Band - aber was ist aus dem Stück geworden?
 
Pars pro toto: Die Lichtregie versagte gestern völlig. Plötzlich geht mitten im heimeligen Kerzenschein-Song "Theres´s a light..." das Licht an. Gleiches wiederholt sich an diversen Stellen - dafür fallen dann auch noch Mikrofone aus, und der Bühnendampf nicht nur im Finale ist ein dermaßen lächerliches peinliches Püffchen (Spargebot?), daß selbst die Hühner nicht mehr lachen können. Die Lautstärke hat man - vermutlich aus Rücksichtnahme aufs doch in Rheydt erheblich konservativere Publikum -  dermaßen drastisch herunter geregelt, daß z.B. oben auf dem Balkon (letzte Reihe) nur noch marginaler Sound ankommt. Vielleicht fehlen auch nur zusätzliche Lautsprecher. Ich kann dem Regisseur nur empfehlen sich bei Generalproben auch auf die billigen Plätze zu setzen, und auch der Sound-Check müßte den Balkon mit einbeziehen, dann würde so etwas vermieden.
 
Apropos "billige Plätze":
 
Wahrscheinlich sind die Karten zu billig. 15 Euro kostet die preisgünstigste Karte und da verirrt sich (zumindest in Mönchengladbach) dann prompt auch jenes angesoffene Fußballplatz-Gesocks ins Theater, welches man anscheinend vom edlen Borussia-Rasen schon vertrieben hat. Es wird Zeit, wenn es so weiter geht, daß man zusätzlich zu den alten rüstigen Damen der Türstehergilde vielleicht demnächst 3-4 Security-Leute beschäftigt, welche eindeutig Angetrunkenen (die mir persönlich schon im Vorfeld auffielen!) den Zutritt verwehrt. Freunde, die ruinieren Eure liebenswürdiges kleines Theater!
 
Rufe wie "Arschloch!" und ähnliches bei den Sprecherszenen wollen wir nicht hören. Auch nicht "Ausziehen!" oder "Lass es nochmal hüpfen!" bei den Tanzszenen von Frau Breest und ähnliches.
Daß dann das "ehrenwerte" Publikum auch noch mehrheitlich diese dämlichen Zwischenrufe unterstützend akklamiert und solche Volltrottel motiviert, vertreibt mich vorerst aus dem Theater. Schade, denn ich hätte mir gerne noch (wie in Krefeld) weitere Vorstellungen dieses wirklich genial inszenierten Stückes angeschaut.
 
Es sind genau diese Dinge, die mich einst auch aus den Kinos getrieben haben. Hoffentlich erkennt die Theaterleitung diesen Mißstand, bevor der Ruf des Hauses vollends ruiniert ist. Mehr kann der Kritiker nicht tun. Handlungsbedarf ist dringend angesagt.                                                               
 
P.S. Wasserpistolen u.a. sind nach dem "Theater-Knigge" ausdrücklich nicht erlaubt! Was schert es...? Werden demnächst auch Lebensmittel geworfen? Wer kontrolliert das letztendlich? Wahrscheinlich wird die Theaterleitung erst klug, wenn die ersten Schadenersatzforderungen auf sie zu kommen.
 
Redaktion: Frank Becker