Kein Puszta-Schmalz

„Romengo“ mit Musik der Olah aus Ost-Ungarn

von Frank Becker

Monika Lakatos - Foto © Frank Becker
Kein gelacktes Puszta-Schmalz
 
Die Zigeuner-Gruppe „Romengo“
mit Musik der Olah aus Ost-Ungarn
 
Romengo – hier bekommt man kein gelacktes Puszta-Schmalz à la Marika Rökk und auch nicht die weinselige Ungarn-Romantik der zwar liebevollen Verfilmung des wundervollen Hugo Hartung-Romans „Ich denke oft an Piroschka“ von Kurt Hoffmann. Mit und von Romengo bekommt man die „echte Ware“, das Ursprüngliche der Zigeunermusik aus dem Osten Ungarns. Die Gruppe um die charismatische Sängerin Monika Lakatos mit Mihaly Rostas (Gitarre, Mandoline), Tibor Balog (Cajon, Löffel), Misi Kovacs (Geige) und Janos Lakatos (Milchkanne) hat sich der traditionellen Musik der Olah verschrieben, eines ursprünglich wandernden Volkes, dessen Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht.
 
Löffel? Milchkanne? Ja, Sie lesen richtig, auf und mit diesen Haushaltsgeräten läßt sich neben der Klangkiste Cajon zur Melodieführung von Gitarre/Mandoline und Geige ein veritabler Rhythmus

Foto © Frank Becker
erzeugen. Das ist so ansteckend, daß man während des „Klangkosmos“-Konzerts am vergangenen Donnerstagabend im bis auf dem letzten Platz besetzten Foyer des Remscheider Teo Otto Theaters von Anfang an kaum einen Fuß sah, der nicht wippte.
Im Mittelpunkt aber Monika Lakatos, deren Stimme, auch im Scat-ähnlichen Gesang, das eigentliche Hauptinstrument der Band bildet. Zierlich, dunkel, mit kohlrabenschwarzen Augen, von der Erdverbundenheit eines der Natur nahe gebliebenen Volkes und vom Feuer der spanischen Gitanos, deren Klang immer wieder durchscheint, singt sie ausdrucksstark die Balladen von Liebe und Trauer, die Tanzlieder von fröhlichen Festen und prächtigen Zigeuner-Hochzeiten. Auf eigentümliche Art das Gemüt erfassend, weit entfernt und doch die Seele durchdringend, nimmt sie mit auf eine Reise in die Welt der Olah, des Stammes dem die Miglieder von „Romengo“ angehören.      
 
Daß die seelenvoll von Misi Kovacs geführte Geige nicht wie in kitschigen Filmen, in denen man dem Primas einen Geldschein auf die schweißnasse Stirne pappt, hier gar nicht die Hauptrolle spielt, ist der Herkunft der alten Melodien geschuldet. Wer hatte damals schon eine Violine? Die Musik wurde und wird im wesentlichen mit den Händen und der Stimme gemacht. Daß die Violine dennoch als integrales Element wunderbar mitsingt, macht aus dem Programm eine runde Sache und gibt ihm einigen Schmelz. Die sehr ursprüngliche Truppe wurde in ihrem 75-minütigen Programm mit 16 Stücken Mal um Mal begeistert gefeiert, das Publikum ließ sich zum Mitklatschen animieren und dankte für brillante Soli, für Tempo und Temperament, das sich auch in Tanzeinlagen von Janos Lakatos und Mihaly Rostas äußerte.


Foto © Frank Becker
 
Weitere Informationen unter: www.romengo.com/  und  www.klangkosmos-nrw.de