Amüsanter Tanz auf den Saiten

Richard Smith und Julia Adams im Lenneper Rotationstheater

von Frank Becker
Amüsanter Tanz auf den Saiten
 
Richard Smith und Julia Adams im Rotationstheater
„Nichts als nackte Musik“
 
Remscheid. Fingerstyle-Gitarre und Cello – eine ideale Verbindung, wenn sie von dem Ausnahme-Gitarristen Richard Smith und seiner Partnerin Julia Adams geknüpft wird. Am vergangenen Donnerstagabend waren die beiden im intimen Lenneper Rotationstheater vor jungem und älterem Publikum mit ihrem federleicht alle Stil-Grenzen und musikalischen Genres überfliegenden Programm zu hören.

 


Julia Adams & Richard Smith - Foto © Karl-Heinz Krauskopf


„Day Tripper“, „Something“, „Lady Madonna“ – mit einem Beatles-Medley eröffneten sie den Reigen, der im Laufe seiner gut zwei Stunden Pop und Swing, Bluegrass und Klassik, Blues und Ragtime, Folk und Jazz in einer delikaten Mischung präsentierte. Es gibt ganz offensichtlich nichts, was Richard Smith auf seiner abgeschrubbten akustischen Gitarre nicht kann - und was er macht, macht er zum Hörvergnügen. Und das mit viel Humor, wenn er und Julia sich den Ball zuspielen, wie z.B. in der ironischen Textfassung „Would you like to play the guitar“ zu Jimmy van Heusens „Would you like to swing on a star“. Wenn man es wie Richard könnte, ließe sich darüber reden.


Richard Smith - Foto © Karl-Heinz Krauskopf

Der Engländer wird als Finger- und Flatpicker nicht ohne Grund zu den weltweit besten seiner Zunft gezählt – eine Anerkennung von Country-Legende Chet Atkins ist da wie ein Ritterschlag. Den hat Richard Smith natürlich auch „drauf“ und er zeigte sich mit dessen funkelndem „Cascde“ denn auch des Lobes virtuos würdig. Ob mit etlichen Jerry Reed-Titeln (u.a. „Swinging 69“ und „Funky Junk“), der zärtlichen irischen Ballade „The gentle maiden“, Irving Berlins „Cheek to cheek“ oder der traumschönen „Cavatina“ von John Williams aus dem Kriegsfilm „The Deer Hunter“ – es ist der pure Genuß. Kleine Ausflüge zu Brahms („Ungarische Tänze“) und Bach („Bourré“) fließen mit erhöhter Fieberkurve und angezogenem Tempo ebenso luftig ein wie ein Abstecher zum lupenreinen Gypsy-Jazz, wenn unser Duo mit zauberhaften Harmonien und Verneigung vor Django Reinhardt den grandiosen Hoagy Carmichael-Klassiker „Stardust“ spielt.


Julia Adams - Foto © Karl-Heinz Krauskopf

Können Sie sich einen Marsch von John Philip Sousa ohne Marching Band und vor allem ohne das mächtige Sousaphon vorstellen? Smith hören. Er kanns und schafft es in „Semper fidelis“ sogar, auf den Bass-Seiten die Trommeln zu ersetzen. Chapeau! Mit viel Spielwitz, technischer Brillanz und heiteren Extemporés fesseln Richard Smith und Julia Adams ihr Publikum, lassen mitsummen, setzen ringsum Fußspitzen in wippende Bewegung und zeigen sich auch als sympathische Plauderer. Irving Berlins „A simple melody“ läßt bei (etwas) älteren Zuhörern seufzend die Erinnerung an das Duo Rita Paul und Bully Buhlan aus Schellack-Zeiten mit „Spiel mir eine alte Melodie“ wach werden und beim Thema zu Alfred Hitchcocks schwarzweißen Fernsehkrimis konnte man das schwarzweiße Flimmern des Bildschirms förmlich sehen.

 
Richard Smith - Foto © Karl-Heinz Krauskopf
 
Im nächsten Jahr kommt das Duo wieder nach Lennep ins Rotationstheater, versprach Smith. Ein Tip für alle, die Gitarre lieben und jetzt nicht dabei waren.