Gallensteins Lager

Helmut Förster - "Heparin für Lohengrin" - Kolumnen

von Jürgen Kasten
Heparin für Lohengrin

Auf Langstreckenflügen ist Heparin zur Thrombose-Prophylaxe durchaus angebracht. In den engen Stuhlreihen der Oper – wer je im Wuppertaler Opernhaus war, weiß eine Arie davon zu singen -, in denen Lohengrin überstanden werden soll, wäre es auch nicht verkehrt.
Jemand, der sich über so was Gedanken macht, muß vom Fach sein. Ist er auch. Helmut Förster war nicht nur Arzt und Chefarzt in diversen Kliniken, sondern ist auch seit langen Jahren als Theaterarzt tätig. Da liegt es nahe, das ärztliche Wissen mit Beobachtungen aus der Theaterszene zu verknüpfen. Allgemeinverständlich, mit gewitztem Humor und einem Schuß Satire tut er das in seinen Medizin-Kolumnen der Zeitschrift „Ruhr-Revier“ und des Deutschen Ärzteblattes.
Hier nun liegen eine Auswahl daraus und neue Kolumnen in Buchform vor, zu denen der ebenfalls „medizinische Kabarettist“ Dr. Ludger Stratmann ein launiges Vorwort geschrieben hat.
 
Bildlich vorstellen mag man sich nicht alles, was dem Arzt im abgedunkelten Auditorium so alles in den Sinn kommt. In „Kannibale und Liebe“ sinniert er über den Dauerbrenner aller Bühnenstücke, der Liebe und des Schmusen, Kosen und Küssen, um sodann festzustellen: „Doch die sinnlichsten und sensibelsten Lippen sind anatomisch gesehen Teile des Magendarmtraktes … auch wenn es immer wieder gelingt, den weiblichen Darmeingang in eine unwiderstehliche Augenweide zu verwandeln“. Da bleibt einem doch die Spucke weg. Da auf den Bühnen, speziell denen der Oper viel gemordet und gestorben wird, bleibt natürlich auch der störende Zuschauer und -hörer nicht verschont. Hinreißend zelebriert in „Handys Hinrichtung“.
„Siegfrieds Lindwurm“ führt Dr. Förster unweigerlich zum plagenden Blindwurm. Daß der Blinddarm unnötigerweise viel zu oft herausgeschnitten wird, wissen wir ja schon; aber daß er auch ein „Gralshüter unserer Gesundheit“ ist? Helmut Förster klärt auf.
 
Fast jedem Bühnenstück weiß er ein medizinisches Pendant zuzuordnen und das kurz und knapp, pointiert mit jeder Menge Augenzwinkern. Eine kleine Auswahl seiner Überschriften: „Marilyn Monroes Kleinhirn“; „Der fliehende Holländer“; „Theaterdonner“; „Gallensteins Lager“; „Die Husten-Symphoniker“ und so weiter.
44 derartige Geschichten sind hier versammelt.
Wer das Theater liebt, findet sich oder seinen Sitznachbarn in diesem Büchlein wieder und wird demnächst mit ganz anderen Einsichten das Stück verfolgen. Wären doch alle Beipackzettel von Dr. Förster verfaßt, wir würden sie mit mehr Freude lesen.

Beispielbild

Dr. med Helmut Förster
Heparin für Lohengrin
Erste Hilfe bei verpatzten Auftritten innerer Organe
 
©2011 Klartext Verlag, Essen
 
108 Seiten, gebunden - ISBN: 978-3-8375-0468-2
€ 9,95
 
Weitere Informationen: