Schuldig?

Martin Conrath - "Schuldig"

von Jürgen Kasten
Schuldig?
 
Der erfolgreiche Leiter der Saarbrücker Mordkommission läßt sich der Liebe wegen nach Düsseldorf versetzen, eine Stadt im Rheinland. Mehr weiß Martin Bremer nicht   über seine neue Wirkensstätte. Immerhin hat er die Zusage, auch dort eine Mordkommission zu übernehmen. Sein Chef Mannstein belehrt ihn eines Besseren. Mehr als ein Praktikum auf Probe gesteht er Bremer vorerst nicht zu.
 
Ein Bankier wurde erschlagen aufgefunden. Zwar ist Bremer Neuling im Ermittlerteam, doch hält ihn das nicht davon ab, in seiner forschen und oft unhöflich herrischen Art in die Arbeit einzusteigen. So ist klar, daß Mannstein nicht sein Freund wird, und auch seine Kollegen finden ihn mehr als merkwürdig. Kein guter Start für Bremer. Er versucht sich als Einzelkämpfer, wird suspendiert, rehabilitiert und schließlich auf einen Schreibtischjob abgeschoben. Das alles ficht ihn nicht an. Stur ermittelt er in seiner Freizeit an der Mordgeschichte weiter, denn irgend etwas stimmt an den Ermittlungen nicht. Die Kollegen arbeiten durchaus professionell, übersehen aber offensichtliche Spuren. Absichtlich? Es scheint eine Verbindung zu einem anderen alten Mordfall zu geben. Der Täter wurde ermittelt und sitzt in Haft, seit 18 Jahren. Bis heute beteuert er seine Unschuld. Das Votum der Schöffen war seinerzeit eindeutig: Schuldig!
 
Bremer bleibt nichts anderes übrig, als sein ehemaliges Team aus dem Saarland um Mithilfe zu bitten, denn mittlerweile fühlt er sich selber verfolgt. Ist er paranoid?
Nein – Bremer ist Realist, nur eben beharrlich und versessen, dem Recht Genüge zu tun, egal, ob seine Karriere dabei auf der Strecke bleibt oder nicht. Dabei läßt er sich von niemandem bremsen. „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Dieses Brecht-Zitat stellt Martin Conrath seinem Roman voran. Es ist auch das Motto seines Protagonisten Martin Bremer. Mit ihm hat Conrath einen Charakter geschaffen, der aus der Fülle der sonst so ermittelnden Kommissare herausragt. Ein Mittvierziger, aparte Erscheinung, selbstsicher, analytisch im Denken, großes Durchsetzungsvermögen; aber nur bedingt teamfähig. Offen und direkt geht er auf andere Menschen zu, hält mit seiner Meinung nie hinter dem Berg. Trotz seiner Schroffheit kann er auch liebenswert sein und in seiner Gefühlswelt dominiert sogar eine sensible Seite. Man muß diesen Typ einfach lieben und möchte noch mehr über ihn lesen. Die Chancen dafür stehen gut, denn Martin Conrath hat ihn in seinen Romanen schon mehrfach agieren lassen.
 
Hier in dieser atmosphärisch dichten, überaus spannenden Kriminalgeschichte hängt Martin Bremers Leben mehr als einmal am dünnen Faden, doch es geht gut aus, und auch die ihm bis dahin unbekannte Stadt Düsseldorf nimmt ihn schließlich enthusiastisch auf.
Wer zu diesem Buch greift, wird es nicht mehr hergeben, bis auch er den Schluß kennt.

Redaktion: Frank Becker
Beispielbild

Martin Conrath
Schuldig
 
© 2011 Hermann-Josef Emons Verlag
 
ISBN: 978-3-89705-810-1
224 Seiten, Broschur
€ 9,90 (D), E 10,20 (A)
 
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