Düsseldorfer Schauspielhaus

Neuer Generalintendant will Theater internationalisieren

von Andreas Rehnolt


Neuer Generalintendant in Düsseldorf will Theater internationalisieren
 
Bei der Vorstellung seines Leitungsteams und seiner Pläne sorgte Staffan Valdemar Holm am Mittwoch für hohe Erwartungen und Vorfreude auf ein lebendiges und anregendes Theater in der NRW-Landeshauptstadt
 
Düsseldorf - Der neue Geralintendant des traditionsreichen Düsseldorfer Schauspielhauses, Staffan Valdemar Holm hat am Mittwoch bei der Vorstellung seines Leitungsteams und seiner Pläne für seine ab Oktober beginnende erste Spielzeit angekündigt, er werde das Theater internationalisieren. "Ich bin froh, daß ich dafür das Mandat bekommen habe. Sonst wäre es auch Blödsinn, einen Schweden für die Leitung des Theaters zu holen", sagte Holm vor Journalisten in Düsseldorf. Der neue Spielplan enthält laut Holm "explosives Material und auch Zuckerwatte."
 
Für den humorvoll und offenherzig auftretenden Holm heißt Internationalisierung weitaus mehr, als lediglich Gastspiele ausländischer Gruppen ans Theater zu holen. "Es geht um eine klare Idee. Die Welt ist ja schon da in Düsseldorf. Wir wollen uns in dieser Welt positionieren, überregional und international", sagte der neue Chef des Schauspielhauses. Nach seinen Worten wird es unter seiner Leitung "kein Ein-Stil-Theater" geben. Auch ein Logo oder ein Spielzeitmotto lehnte Holm am Mittwoch ab. "Unser Logo wird das sein, was wir auf der Bühne schaffen", kündigte er an. 
 
In Holms erster Spielzeit wird es Zusammenarbeit mit den Theatermachern aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Australien, Chile, Russland, Polen und Japan geben. Neben 26 eigenen Produktionen wird es nach den Worten des designierten Generalintendanten auch 7 Gastspiele in einem Willkommens-Festival geben. Zur Spielzeit-Eröffnung im Oktober wird es sieben Premieren geben. Holm selbst wird mit Shakespeares "Hamlet" das grundsanierte Große Haus am 14. Oktober eröffnen. Bereits einen Tag zuvor wird das Junge Schauspielhaus unter der Leitung von Barbara Kantel mit dem Stück "Nichts" nach dem Roman von Janne Teller die Spielzeit beginnen.
 
Unter den Neuproduktionen sind Klassiker und Stücke der klassischen Moderne sowie fünf Uraufführungen und sieben deutsche beziehungsweise deutsch­sprachige Erstaufführungen. Das neue Ensemble zählt etwa 46 Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter einige sich auch längerfristig bindende Gäste sowie zusätzlich Tänzerinnen und Tänzer der "Anouk van Dijk Company". Feste Hausregisseure sind Nurkan Erpulat, Falk Richter und Nora Schlocker, die je Spielzeit mit ein oder zwei Produktionen vertreten sein werden. Inszenieren werden unter anderem die Regisseure Marie-Luise Bischofberger, Stéphane Braunschweig, Andrea Breth, Guillermo Calderón, Oliver Reese und Frank Abt.
 
Der in Schweden geborene, in Kopenhagen ausgebildete und international erfolgreiche Theater- und Opernmann Holm setzt in seiner ersten Spielzeit programmatisch auf Kontinuität und Innovationen, Vielfalt und Internationalität, die stärkere Anbindung des Jungen Schauspielhauses, die konsequente Entwicklung individueller Regiehandschriften und experimenteller Theaterfor­men. Sein Vertrag gilt zunächst für sechs Spielzeiten.
 
Die neue Mannschaft, die im August in das Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz einzieht, zeigte sich "glücklich" darüber, daß es im Etat des Schauspielhauses keine Kürzungen gegeben hat. Die Stadt Düsseldorf, die zusammen mit dem Land NRW jeweils zu 50 Prozent am Schauspielhaus Düsseldorf beteiligt ist, zahlt sogar für den Neustart unter Holm für den künstlerischen Etat 350.000 Euro als Sonderzuschuß dazu. Um den Dialog mit den zahlreichen in Düsseldorf lebenden Menschen aus anderen Nationen anzukurbeln, kündigte Holm am Mittwoch auch regelmäßige Bühnen-Gespräche unter dem Titel "Gebrochen Deutsch" an, bei denen Menschen mit Migrationshintergrund zu Wort kommen sollen.