Viva Belcanto!

Lucia Aliberti brachte den Glanz der italienischen Oper ins Bergische Land

von Frank Becker

Lucia Aliberti - Foto © Aliberti
Belcanto-Raritäten
und Klassiker
mit Lucia Aliberti
 
Die Bergischen Symphoniker feierten
ein glanzvolles Fest miteinem Star
der italienischen Oper
 
Vor gerade mal halbvollem Haus im atmosphärisch stilvollen Remscheider Stadttheater aus den Fünfziger Jahren, das nach dem Bühnenbildner Teo Otto, einem Sohn der Stadt benannt wurde, setzte GMD Peter Kuhn mit den Bergischen Symphonikern und der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis „Un giorno di regno“ von Anfang an Zeichen – und die standen für Farbe, Schwung und gute Laune. Auf dem Programmzettel fanden sich neben Opern-Klassikern einige selten zu hörende Stücke, da aus kaum aufgeführten Musikdramen. Aus der „Un giorno di regno“  folgte auf dem Fuße die erste Arie des Abends: „Non sa quant´io nel petto suffra“, gewiß nicht der leichteste Einstieg in ein Konzert-Programm. Die schlanke dunkelhaarige Ausnahme-Sängerin Lucia Aliberti konnte mit feinem, zerbrechlich wirkendem, zugleich aber geschmeidig kraftvollem Sopran das Stück bis in die Höhen beweglich gestalten. Schon da konnte man sich vorstellen, daß sie hie und da nur zum Spaß auch mal ein Glas zersingt.
 
Hauchzart das instrumentale Intermezzo aus dem dritten Akt von Giacomo Puccinis „Manon Lescaut“, mit berührenden Solo-Stimmen von Violine, Viola und Harfe - zum Träumen schön von den Symphonikern gegeben. Musik zum Hineinfallenlassen. Alfredo Catalanis hochdramatisches „Ebben?... Ne andrò lontana“ aus der Oper „La Wally“ im Anschluß riß mit und führte zu ersten begeisterten Bravi. Noch zweimal erfreute vor der Pause Verdi: mit der Ouvertüre zu „Attila“, in der die Celli die Führung übernehmen, gefolgt von den Bässen, dem Holz und schließlich dem ganzen Apparat. Tiefe, bewegende Melancholie liegt über diesem Preludio. Erheiternd hingegen die Socken eines der Cellisten, die zum festlichen Frack in rot-weißer Pracht ringsum den Danebrog zeigten. Aus „Attila“ ist auch die Arie „Allor che i forti Corrono“, in der Lucia Alibertis Stimme virtuos einen Bogen vom Mezzo bis in höchste Bereiche spannt.
 
Lucia Aliberti hatte noch zuzulegen, wie sich im zweiten Teil zeigte. Ihre Interpretation von „Casta Diva“ aus „Norma“ von Vincenzo Bellini (ihr Spezialgebiet) sicher eines der glanzvollsten Stücke dieses Konzerts, rückte sie – sicher nicht unbeabsichtigt – mit scheinbar großer Leichtigkeit und höchster Stimmkultur in die Nähe der Diva assoluta. Sie wissen, wen ich meine. Verdis Miller-Ouvertüre leitete über zur heiter-leichgewichtigen, jubilierenden Arie „Quante volte come in dono“ aus „La battagkia di Legnano“. Nicht nur hier wurde spür- und sichtbar, wie dieses Konzert dem Publikum und den Musikern gefiel. Die gaben dem Intermezzo aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ den gleichen Liebreiz wie schon dem Intermezzo Puccinis zuvor. Futter für die Seele. 
 
Mit Puccinis „Donde lieta usci“ und Bellinis „Ah! Non giunge uman pensiero“ aus „La sonnambula“ (eine brillant gemeisterte Herausforderung an eine Stimme) belegte Lucia Aliberti abermals ihren hohen Rang – und wurde minutenlang mit stehendem Applaus, Bravi und einer edlen Rose angemessen gefeiert. Die jubelnd geforderten Zugaben blieben auf gleich hohem Niveau: „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“, Franz Léhars Vilja-Lied und gleich zweimal das Trinklied aus Verdis „La Traviata“ – mit dem ausgezeichneten Dirigenten Peter Kuhn als überraschendem Gesangspartner – ein humorvolles Extra dieses herausragenden Konzerts.
 
Weitere Informationen unter: www.lucia-aliberti.com  und  www.bergischesymphoniker.de