Eigentlich ein ganz netter Kerl

Goodbye Gutti, Goodbye! - Ein Kommentar

von Bertold Blumenberg
Eigentlich ein ganz netter Kerl
 
Goodbye Gutti, Goodbye!
 

Guttenberg geht – Merkel bleibt. Anscheinend hat die verstockte Aussitz-Kanzlerin ein stärkeres Beharrungsvermögen als ihr gegelter Zögling und ein noch stärkeres als ihr eigener politischer Ziehvater. Aber der kann sich wenigstens die deutsche Einheit ins Stammbuch schreiben. Sie letztlich nur Staatsschulden und Untätigkeit. Dabei haben sie doch eigentlich perfekt zusammengepaßt; die Märchentante und der Lügenbaron, ein doch eigentlich ganz netter Kerl. Das deutsche Alptraumpaar! Und geplatzt ist damit auch die Sehnsuchts-Blase vieler Deutscher nach einem Glamour-Monarchen. Ach wie schön wär´s doch gewesen…
 
Horst & Guido weinen bittere Krokodilstränen. Apropos Krokodilstränen: auch der scheidende Kriegsminister, dem als weiterer Adelszusatz nun ein ehrenvolles, wenn auch verspätetes „auf und davon“ gebührt, hat sie bei seiner Rücktrittserklärung vergossen, indem er dreist und schamlos das Drama dreier im Afghanistan-Krieg gefallener junger deutscher Soldaten mißbrauchte, um unangemessene und unappetitliche Vergleiche zwischen seinem Promotions-Plagiat und deren sinnlosem Tod anzustellen. Wie tief kann ein Politiker eigentlich sinken, bevor er erkennt, daß er die Grenzen der Geschmacklosigkeit längst unterschritten hat?
 
Die SPD ist derweil erstaunlich still. Wie viele Doctores bibbern wohl da noch im numinosen Graubereich, weil sie ihre Entlarvung befürchten müssen? Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an. Nein, bitte lieber nicht! Wir wollen den moralischen Abbau, sozusagen die Selbstschändung unserer Universitäten und ehrenhaften Professoren nicht weiter betreiben. Aber vielleicht sollte unter den Talaren, wie damals anno 68, doch noch einmal gelüftet werden.
 
Daß die altehrwürdige Bayreuther Hochschule durch die Entlarvung ihrer leichtfertigen, wenn nicht zugunsten des Kleinadels sogar vorsätzlichen Vergabe-Praxis nun zur Pappnasen-Anstalt degradiert wurde, muß reichen. Allerdings hieß es schon vor 20 Jahren in Fachkreisen: Fremder, gehst Du durch die Bayreuther Universität, knöpf die Joppe dicht zu, sonst hängen die Dir, eh Du es Dich versiehst, einen Doktor an.
 
Schuld an allem? Natürlich mal wieder die ehrenrührigen und respektlosen Schmierer von der Presse. Was fällt denen eigentlich ein? Einfach einen Doktorklau aufzudecken! Und dann auch noch hartnäckig zu bleiben, wo doch die Kanzlerin dem Betrüger ausdrücklich ihr Vertrauen ausgesprochen hat. Sie habe Guttenberg nicht als Doktorand oder sonstwas anderem als Minister ausgesucht, sondern wegen seiner politischen Qualifikation. Alles andere sei ihr wurst. Heißt das, man kann auch als Falschmünzer, Aktienbetrüger oder Ladendieb Minister werden, wenn man nur gewitzt genug fürs politische Tagesgeschäft ist? Aber so ist es eben: wer die Tat entdeckt, ist ein schlimmerer Dreckskerl als der Täter.
 
Nu isser weg - Fudeln ist out! Na, wenigstens etwas haben wir Deutschen dadurch gelernt. Oder doch wieder nicht?
 
Wir haben ja nun wirklich auch größere Probleme; z.B. wie wir uns den geisteskranken Terroristen und Massenmörder Gaddafi von der Backe putzen, nachdem sich jahrelang unsere Politprominenz mit ihm ins Bett gelegt hat. Der einstige Steinewerfer Fischer z.B., Idol und ehemalige Leitfigur der Grünen, heute BMW-, RWE- und REWE-Berater – kennen Sie den noch? Und apropos REWE: seine Vorstrafe wegen Ladendiebstahls hat seine politische Karriere ja auch nicht behindert – war als Außenminister gleich siebenmal beim libyschen Diktator und erklärte ihn damals zum Freund aller Deutschen… Lockerbie spielte dabei keine Rolle.
Und was stellen wir mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan an, der sich in Deutschland zu Gast zum zweiten Mal herausnahm, seine hier bequem und angenehm lebenden türkischen Landsleute (aber auch die mit deutschem Paß) gegen eine vernünftige Integration aufzuhetzen? Als der französische Premier Charles de Gaulle sich im Jahr 1967 in ähnlich dreister Weise im franco-kanadischen Montréal (Quebec) äußerte, hat man ihm harsch und nicht einmal höflich flugs die Tür gewiesen. Hier ist die deutsche Politik gefordert, einmal keinen Kniefall vor der Frechheit zu üben.