Kinder ist das Leben schön!

Friedel Hensch und die Cyprys - 1951-1956

von Frank Becker
Kinder, ist das Leben schön!

Alfred Wagner vom Berliner Label Duo-Phon Records hat mal wieder feines Gespür un eine sichere Hand bewiesen und mit einer seiner jüngsten Produktionen den Vogel abgeschossen: Das Album mit Erfolgen und Raritäten von Friedel Hensch und den Cyprys aus den Jahren 1950-1956 ist nicht nur ein Zeugnis der jetzt ein halbes Jahrhundert zurück liegenden Wirtschaftswunder- Zeit, es ist auch pures Hörvergnügen und ein nicht nur technisch perfektes Produkt.

Hier werden das optimistische Lebensgefühl des Aufbruchs in eine neue Zeit und ein Gesellschaftsbild über seine Schlagerkultur so schlüssig transportiert, daß man in der Rückschau diesem fabelhaften Ensemble und seinen damaligen Produzenten noch einmal den Respekt zollt, der für die Wiederauflage jetzt Duo-Phon gebührt. Idee, Konzept
und Recherche des auf die wichtigsten sechs Jahre der Ära Cyprys konzentrierten Projektes sind dem Autor und Rundfunk-Moderator Wolfgang Kowalewski zu verdanken, der zu der erlesenen Auswahl an Titeln auch rare Agentur-, Autogramm- und Filmfotos beigesteuert hat.

Mit dem Ladenhüter "Tango Max", den Friedel Hensch und die Cyprys 1951 zum Schlager gemacht haben, geht es geschmeidig los. Das herrliche Schnaps-Lied "Egon" (jaja, damals hatte man noch kein gesellschaftliches Problem damit) folgt - unsere Eltern sangen es bei jeder Feier aus vollem Herzen und mit Lebensfreude. Weitere Tangos (u.a. "Blumen-Konrad") lassen erahnen, wonach die ausgehungerten Deutschen Sehnsucht hatten, bevor die Italien-Welle in den späteren 50ern schwappte. Eine Verneigung vor den ins ganze Land versprengten "Exil-Berlinern" (alle waren krank vor Sehnsucht und hielten die "Berliner Blättchen/Blätter") ist das sentimentale "Ich kaufe mir ein Grundstück in Berlin" inklusive Akkordeon-Akkorden in der Tonart des Bully Buhlan-Hits "Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm".

Die Lebensfreude schlechthin ist eines der in den frühen 50ern wohl am häufigsten im Rundfunk gespielten Liedern: "Kinder ist das Leben schön... (ohne ins Büro zu gehn, /mal so richtig bummeln gehn, /das ist was für mich./Tausend Liter Sonnenschein/ froh wie hundert Negerlein/ und dazu ein Stelldichein/ das ist was für mich.)"  - Alles andre findet sich, Punkt, Gedankenstrich. Die überstandenen Zeiten des ständigen Drucks, der Angst vor Krieg und Bomben fanden befreiten Ausdruck in solchen Texten. Ob es die "Kleine Liaison" war oder die kesse Suche nach `ner Braut, eine Fahrt ohne Ziel ins Blaue, der Kuß in der Nacht und Parodien auf alte Küchenlieder (köstlich der Hieb gegen die Wehrmacht in "Wenn das die Eltern wüßten") - die Kino-Orgel, die kleinen Streicherbesetzungen und das damals unverzichtbare Akkordeon waren dabei.

Auch die Heimatfilmwelle der 1950er Jahre findet ihren ironischen Niederschlag in den Schlagern von Friedel Hensch und den Cyprys: "Das alte Försterhaus" und "Die alte Kuckucksuhr" gehören zum unvergänglichen Volksgut dieser Zeit wie Siegfried Lenz, Willy Birgel und Rudolf Prack. Ein herrliches Dokument ist die "Sofa-Parodie" mit Original-Conference von Friedel Hensch
und Werner Cyprys
samt Kunst-Lachern. Diese CD ist, zumal bei dem unglaublichen Preis von 9,90 € ein absolutes Muß! Und bitte, stoßen sie sich nicht an der Zigarettenwerbung am Ende! Damals war es eben so: "Mit Alwa ist das Leben schön".
Beispielbild

Friedel Hensch und die Cyprys
Kuriositäten, Raritäten & Erfolge 1951-1956
(P) + © 2007 Duo-Phon Records
Titel:
Gesamtzeit:  1:07:25
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