Kälte   Andreas Altenberg - ein typisch deutscher Name. Er kam mit seinen Eltern in den 90er Jahren aus Kasachstan. Zu dieser Zeit hatten viele Rußlanddeutsche die Möglichkeit, endlich in das Land ihrer Träume, das Land ihrer Väter und Mütter auszureisen. Sie landeten im Ruhrgebiet, brachten aus ihrer alten Heimat die soziale Kälte mit und die Gewalt. Natürlich nicht alle; aber viele der Jungen glaubten an das schnelle Geld, an Macht und dem damit verbundenen sozialen Aufstieg. Die erlebte und erlittene Gewalt gaben sie weiter, so hatten sie es gelernt.   Volker W. Degener erzählt von so einem, von Andreas Altenberg, 20 Jahre alt. Ein kurzer Ausschnitt aus seinem Leben im Winter 2003/2004. Sieben Menschen hat Andreas bis dahin erschossen, im Ruhrgebiet, in Düren und in Rotterdam. Emotionslos, nur um zu zeigen, wer das Sagen hat beim Handel mit Drogen. Degener hat schon viele Romane geschrieben, Kurzgeschichten und Kinder- und Jugendbücher. Dies hier ist ein Tatsachenroman über einen der größten jüngeren Kriminalfälle, der sich wirklich so abgespielt hat. Erzählt wird aus der Sicht des jugendlichen Mörders Andreas Altenberg und seiner Mittäter und dem sachlichen Blick der Kriminalpolizei unter Leitung des Mordkommissionsleiters Steffen Kinski mit seinem Team. Der Bericht endet mit der Festnahme der Täter und der anschließenden Gerichtsverhandlung.   Volker W. Degener war lange Jahre und ist jetzt wieder Landesvorsitzender des Schriftstellerverbandes NRW. Und er war Polizist. Unter anderem Pressesprecher und Kommissariatsleiter in Bochum. Das macht seine Erzählung so authentisch. Geht es um die Ermittlungsarbeit der Kommission, der Probleme und Eigenarten ihrer Mitglieder oder das polizeiliche Auftreten gegenüber den Medien, brilliert der Fachmann Degener. Schwerer tut er sich, das Handeln, den Charakter und die Persönlichkeit des Täters Altenberg in Worte zu fassen. Das ist nur verständlich, denn der gefühllos wirkende Mörder schwieg. Weder den Vernehmungsbeamten, noch Psychologen oder dem Gericht öffnete er sich. Verurteilt wurde er aufgrund von Zeugenaussagen und Sachbeweisen.   So bleibt der Leser erschrocken zurück. Ist sprachlos ob solcher Taten und wundert sich vielleicht, daß die Realität doch ein bißchen anders aussieht, als in manchem Krimi dargeboten. „Ein besonderes Kaliber“ kann als Metapher auf Andreas Altenberg angesehen werden, wie auch auf dieses Buch. Ein erschütternder Bericht, nüchtern erzählt und bestechend in seiner Realität.

Volker W. Degener Ein besonderes Kaliber   Tatsachenkrimi   © 2010 Nordpark Verlag, Wuppertal und Volker W. Degener Paperback, 160 Seiten - ISBN: 978-3-935421-63-8 € 14,00   Weitere Informationen: www.nordpark-verlag.de