Cranach-Ausstellung
in Brüssel Palais des Beau- Arts zeigt erstmals in
Belgien das Werk des Malers und Grafikers Lucas Cranach d.Ä. Brüssel - Erstmals in der Geschichte von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg zeigt der Palast der Schönen Künste (BOZAR) in Brüssel noch bis zum 23. Januar unter dem Titel "Die Welt des Lucas Cranach" derzeit eine Ausstellung zur Person und zum Werk des berühmten Malers und Grafikers Lucas Cranach dem Älteren. Der 1472 geborene Cranach stand mit beiden Beinen im kulturellen und politischen Leben seiner Zeit. "Politische, wirtschaftliche und künstlerische Interessen gingen bei ihm Hand in Hand", so Kurator Till-Holger Borchert.
Gezeigt wird das umfangreiche Werk Cranachs und seiner Zeit. Also auch solche Werke, die der Künstler gekannt und an denen er sich möglicherweise auch orientiert hatte. Zu sehen ist im BOZAR auch ein Selbstbildnis Cranachs, das ihn 1531 als kräftigen Mann mit Bart zeigt. Eine 20 Jahre jüngere Zeichnung von eigener Hand zeigt ihn zudem als Zuschauer bei der Gefangennahme Christi. Der Künstler hatte bis zu 15 Mitarbeiter in seiner Werkstatt beschäftigt, die auf seine Anweisungen hin und nach exakten Vorgaben Details der unterschiedlichsten Varianten seiner Bilder malten.
Akt und Antike, Kirche und Kitsch
Cranach stellte zunächst meist eine Druckgrafik her und danach erst die Bilder, erklärt Borchert. Er zeichnete sich selbst auch als Ritter bei einem Turnier, was dem Betrachter der Ausstellung allerdings erst nach einem eingehenden Vergleich der beiden anderen Selbstporträts offenkundig wird. Sehr viele religiöse Werke hängen in der Schau. Zu sehen ist etwa "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" aus dem Jahre 1508. Eher putzig und kitschig wirkt "Die heilige Familie mit tanzenden Engeln" von 1510. Sehr schön und intensiv: "Maria mit der Weintraube" oder "Maria mit dem Kind und dem Johannes-Knaben". Viele der Bilder wirken ähnlich, unterscheiden sich bei ganz genauer Betrachtung jedoch in teils winzigen Details. Das wird unter anderem bei den zahlreichen Abbildungen der Lukretia deutlich. Eine Kopfstudie von Jesus und Maria aus dem Jahr 1512 wirkt gänzlich modern, weil sich Cranach ganz auf die beiden Gesichter konzentrierte, die beinahe wie heutige Porträt-Fotos wirken. Die Ausstellung präsentiert zudem eine ganze Reihe von Werken, die auf die Antike zurückgehen, wie etwa das "Urteil des Paris". Während frühe Grafiken die Göttinen eher stämmig und mit Zellulite-Oberschenkeln zeigen, werden sie in späteren Ölbildern hübsch und schlank dargestellt.
Natürlich fehlen in der sehenswerten Ausstellung auch nicht zahlreiche weibliche Akte. Deren fragile Formen und gerundete Linien werden als Überbleibsel der Gotik betrachtet, während andere in ihnen Vorläufer des Manierismus und seiner kühlen Erotik sehen. "Adam und Eva im Paradies" malte Cranach 1509 inmitten von Tieren. Traumhaft seine Quellnymphe, die zugleich verführend und Tugend einfordernd mit einem durchsichtigen Seidenschleier über ihrer Scham vor einer Grotte liegt. Eher in die Rubrik kitschig einzuordnen dagegen das Werk "Amor als Honigdieb", der an der Seite der Göttin Venus von Bienen attackiert wird.
Das Zeitalter der Reformation
Cranach im europäischen Kontext
Die Brüsseler Ausstellung zeigt das Werk Cranachs, der über Jahrzehnte hinweg Hofmaler der sächsischen Kurfürsten war, in einem europäischen Kontext. So gibt es neben den Werken Cranachs auch solche von zeitgenössischen Kollegen aus Deutschland, den Niederlanden oder Italien. Nach dem Ende der Schau in Brüssel wird Cranach auch erstmals in Frankreich präsentiert. Die Ausstellung wird dann in Paris, im Musée de Luxembourg zu sehen sein.
Weitere Informationen unter: www.bozar.be Redaktion: Frank Becker
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