Hunde

von Hanns Dieter Hüsch

© André Poloczek / Archiv Musenblätter
Hunde

Jetzt steht ja oft geschrieben, also richtig öffentlich: Bringen Sie Ihrem Hund bei, daß Gehwege keine Plätze für Hundeklos sind. Ist in Ordnung, sage ich dann immer. Und schon drehe ich aus Spaß den ganzen Kram um und sage: Bringen Sie mal den Menschen bei, daß Hundewege keine Kloplätze für Menschen sind. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Aber wie soll ich das meinem Hund beibringen, wenn der ganz plötzlich muß? Sicher, es gibt so Tüten und Eimerchen und Schüppchen. Das ist auch gut so. Aber son Hund ist doch auch nur en Mensch. Oder der Mensch ist ein Hund. Nun muß ich allerdings zugeben, daß ich auf dem Sektor nicht ganz zurechnungsfähig bin im wahrsten Sinne  des Wortes. Also nicht fähig zu rechnen. Ein bißchen bescheuert kann man auch sagen. Ich kann da wirklich nicht objektiv sein, denn ich habe selbst einen Hund. Früher hatte ich mal neun Katzen. Die konnten sich natürlich allerhand leisten. Denen stand das ganze Haus zur Verfügung. Und die saßen nicht nur mit am Tisch, sondern auch manchmal auf dem Tisch und manchmal direkt neben der Wurst! »Igitt!« werden jetzt viele aufschreien, »igitt!« Ich höre nicht nur die Schreie, ich sehe auch die Gesichter, igitt! Das muß ja nun nicht sein, das geht wohl ein bißchen zu weit. Und dann überall die Katzenhaare und die Hundehaare, und dann noch auf dem Tisch, igitt! Nun beruhigen Sie sich doch, bitte, beruhigen Sie sich doch! Kartoffeln gehören in den Keller, sage ich immer. Und Katzen auf den Tisch. Und Hunde dürfen auch schon mal mit im Bett schlafen, so daß nur der Kopf oben rausguckt wie ein Mensch. Jaja, das mit den Gehwegen ist in Ordnung, aber machen Sie doch keine Strafexpedition draus. Hunde bitte an der Leine führen! Hier ist Gift ausgelegt! Habe ich neulich gelesen. Was sind denn das für Menschen? Das sind Schweine-Hunde, sind das! Gift auslegen für so kleine Säugetiere. Aber, wie gesagt, ich bin da nicht zurechnungsfähig. Weil mein Hund bei meiner Tochter ist. Und jetzt! Sie glauben ja gar nicht: Wenn ich mal in die Stadt gehen muß, wie ich nach anderen Hunden schiele. Egal, ob groß oder klein. Auch Straßenmaler haben oft ein oder zwei Hunde dabei. Da bleibe ich stundenlang stehen. Aber nicht, weil ich mir die Bilder angucke, sondern nur wegen der Hunde. Und ich werfe dann auch immer ein Zweimarkstück in die Zigarrenkiste. Aber nur wegen der Hunde. Damit die genug zu fressen bekommen. Klar, der Künstler soll  auch leben, aber die Tiere nicht weniger. Auch so Stadtstreicher am Bahnhof haben oft Hunde bei sich, und die lieben sie über alles. Ja, und wenn dann mal einer sein Hundeklo nicht rechtzeitig erreicht, Gott ja! Deswegen muß man ja nicht gleich einen ganzen Park für Hunde sperren! Haben sie neulich in Hamburg gemacht. Gut, daß ich nix zu sagen habe. Sonst würden uns die Hunde alle auf der Nase herumtanzen.




© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Es kommt immer was dazwischen" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung