Klassisch besetzt wartet das Trio des Pianisten Reinhard Micko mit kultiviertem Jazz der soliden und ideenreichen Art auf. "Views" heißt das Album, das eindrucksvolle Ausflüge in den Modern Jazz der Marke "sophisticated" unternimmt - Sightseeing, wenn man das Wortspiel so fortführen darf. Jeder der drei Solisten - ich will hier gar nicht wagen, von Sidemen zu sprechen - zeigt exorbitante Kreativität und Virtuosität an seinem Instrument. Reinhard Micko und Klemens Marktl kennen und schätzen wir ja bereits von anderen gemeinsamen Aufnahmen, u.a. dem "SchwarzMarkt" der Bassistin Gina Schwarz.

Es ist gedankenvolle Musik, kammermusikalischer Jazz mit beinahe philosphischem Blick - zumindest aber tiefer gehenden Ansätzen. Ist es ein Konzept-Album? Ja. Micko bindet die drei Standards, die eine klangvolle Klammer um seine eigenen fünf Kompositionen bilden, mit leichter Hand ein. Durch die knappe Stunde der mit perlender Eleganz eingespielten Stücke zieht sich ein unsichtbarer, doch durchaus hörbarer Faden, der beim wiederholten Abspielen des Albums immer glatter durch die Finger läuft. "Views" öffnet sich dem Hörer bei jedem Mal mehr, zieht nach erstem Gefallen Kreise, macht mehr und mehr Spaß und entwickelt sich zu einem Lieblingsalbum. Eine dabei nicht unbedeutende Rolle spielt die traumhafte Auffassung, mit der Micko/Marktl/Pichler "Spring Can Really Hang Up The Most",
"I Loves You Porgy" und "Autumn Leaves" interpretieren. Sahneschnitten!