Haben Sie eine Dusche oder ein Bad?

Reflexionen über die Reinlichkeit

von Hanns Dieter Hüsch

© André Poloczek / Archiv Musenblätter
Die Reinlichkeit
des deutschen Mannes



Was ich Sie mal fragen wollte: Haben Sie eine Dusche oder ein Bad? Oder haben Sie beides? Oder haben Sie ein Bad mit Badewanne, aus dem man mit einem Vorhang eine Dusche machen kann? Oder haben Sie ein Bad, wo noch kein Vorhang vor ist, also vor der Wanne, so daß Sie, wenn Sie duschen, das ganze Badezimmer unter Wasser setzen? Ich bin so einer. In Hotels ist ja oft kein Vorhang vor der Wanne, und dann steht das ganze Badezimmer immer sofort unter Wasser, wenn ich dusche. Dafür kann ich doch nix, wenn die kein Geld für einen Vorhang davor haben. Deswegen heißt es ja auch Vorhang. Wenn der Geschäftsführer damit überfordert ist, tut er mir leid. Ich muß mich schließlich anständig duschen können. Unanständig, das kann ich auch zu Hause. Da ist wenigstens ne richtige Schiebetür vor. Obwohl die dauernd klemmt. Manchmal so schlimm, daß ich denke, ich komme gar nicht mehr aus der Dusche ’raus. Da ist dann ein Bad, also eine Badewanne, einfacher. Obwohl ich ein Duschtyp bin. Aber ich lege mich auch schon mal gern so zwei Stunden in eine heiße Wanne. Also in ganz heißes Wasser. Ich kann heiß ganz gut vertragen, Ich bin ein ausgesprochener Spül-Typ, also ich kann wahnsinnig heiß spülen. Da staunt meine Frau immer. Sie wissen ja: je heißer man spült, desto weniger braucht man abzutrocknen. Warum weiß ich auch nicht, aber es ist so. Ich trockne ganz gern ab, obwohl spülen einfacher ist. Jetzt bin ich vom Thema abgekommen. Das meiste kommt ja sowieso in die Spülmaschine. Die Dusche ist gleichsam die Spülmaschine für den Menschen. Nur daß da nix kaputtgeht. Es gibt ja Menschen, die mögen keine Duschen. Das sind ausgesprochene Badewannen-Menschen. Die halten duschen wahrscheinlich für oberflächlich und das Bad in der Wanne für tiefgehender. Ich weiß es nicht. Ich meine, ich habe ja in meinem Appartement nur ne Dusche. Ich kann meiner Haut im Moment nicht mehr bieten. Aber ich tue, was ich kann. jeden Tag sage ich zu meiner Dusche: »Guten Morgen.« Das ist auch nicht üblich. Nee, nee. Das Institut für Hautforschung hat übrigens herausgefunden: Männer duschen öfter als Frauen und waschen sich auch öfter die Haare. Kaum zu glauben, wo ich doch fast keine mehr hab. 44,9 Prozent der deutschen Männer gehen jeden Tag unter die Dusche, und jeder vierte wäscht sich dabei auch die Haare. Ja, der Germane hält sich eben rein. Sauber und säubern waren ja schon immer deutsche Lieblingswörter. Während bei den Germaninnen, da duschen nur 37,8 Prozent täglich, und nur jede siebte greift jeden Morgen zum Shampoo. Und ich dachte immer, die Damen wären darin strenger und wir Männer etwas laxer. Da habe ich mit Haut und Haaren daneben getippt. Jaaa, die Reinheit des deutschen Mannes ist unantastbar.




© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Es kommt immer was dazwischen" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung