Poetischer Surrealismus

Andy Rinehart - "Pillbox"

von Frank Becker
Poetischer Surrealismus
mit elektronischen Loops
 
Erinnerungen an die „Revolution“-Zeiten der Beatles werden wach, wenn man sich in Andy Rineharts neues Album „Pillbox“ vertieft. Max Ernst und Luis Bunuel winken einen brüderlichen Gruß aus dem Booklet zur CD und ab und zu auch aus den Komposition der Stücke, die Andy Rinehart samt und sonders selbst geschrieben und getextet hat. Motörhead huscht schon mal durchs Hörbild, denkt man an „Dragonfly“ oder „Berlin At This Train“, doch der beherrschende Eindruck verbindet sich immer wieder mit der Epoche der großen Rock-Philosophie der 1960er und 70er Jahre. Pillbox ist ein verblüffendes Album, nicht nur wegen der Multi-Instrumentalität Rineharts, der neben ungezählten Instrumenten auch die elektronische Musikproduktion, all der Loops, Effekte, Strings und Sound Designs an Sampler, Synthesizer und Keyboards gemacht hat. Er gibt diesem im Grunde nur in seiner Gesamtheit zu betrachtenden Album – und in der ist es ein kleines Kunstwerk – auch noch seine Stimme und eine Lyrik, die nach einer kongenialen Übersetzung ins Deutsche verlangt.
 
Da sind wir dann schon wieder bei der Poesie Lennon/McCartneys und ein wenig beim bitteren Pessimismus Randy Newmans, mit denen sich Rinehart vergleichen lassen muß – und es getrost kann. „Pillbox“ muß nämlich öfter gehört werden. Seine Tiefe geht erst nach und nach ein. Glücklicherweise bietet das Booklet alle Texte. Die zugeordneten fotosurrealistischen Arbeiten von Keith Lobue tun das übrige. Daß Andy Rinehart auch für Arrangements, Aufnahme, Mix und Produktion verantwortlich zeichnet, war beinahe zu erwarten, ist aber dennoch fast unheimlich. Es ist ein rundum gelungenes Produkt, an dem natürlich auch noch ein paar andere Musiker beteiligt waren. Wer sich mal nicht zurücklehnen, sondern die Auseinandersetzung aufnehmen will, steigt ein. „Pillbox“ hat Beachtung verdient.

Beispielbild

Andy Rinehart
Pillbox
 
Andy Rinehart - Instrumente, Stimme, Elektronik
Matte Henderson - Gitarre
Gregg Sulzer - Schlagzeug
Walter Strauss -Gitarre
David Reinhardt, Jeff Reinhardt - Saxophone
Chris Tedesco - Geige
Stephanie Griffin - Viola
Arash Amini - Cello
 
Produziert von Andy Rinehart
© 2004 Contamine World Music CWM 5001
 
Titel:
1. Something 4:53
2. World Stumbling 4:14
3. Dragonfly 5:34
4. Buddhas´s Pillbox 4:47
5. Sad Bird 6:08
6. Mothing Day 4:47
7. Purple 4:57
8. Berlin At This Train 5:07
9. In The Dirt 4:22
10. Love And Hate 4:56
 
Gesamtzeit: 49:58
 
Weitere Informationen unter:
www.andyrinehart.com