Kunstsammlung NRW wiedereröffnet

Jürgen Rüttgers: "...kann es mit allen großen Museen der Welt aufnehmen."

von Andreas Rehnolt
Kunstsammlung NRW
feierlich wiedereröffnet
 
Der scheidende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
bekannte sich zum Kulturstaat
 
Düsseldorf - Nach zweijähriger Renovierung und Erweiterung ist am Samstag in Düsseldorf die Kunstsammlung NRW (K20) feierlich wiedereröffnet worden. Der scheidende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) erklärte in seiner Rede, die international renommierte Sammlung könne es nach der Erweiterung um 2.000 Quadratmeter nun nicht mehr nur von der Qualität ihrer Werke, sondern auch von der möglichen Ausstellungsfläche her "mit allen großen Museen der Welt aufnehmen."
 

K 20 - Foto © Walter Klein
Rüttgers bekannte sich vor rund 1.000 Teilnehmern an der Eröffnungsveranstaltung zur Kultur und zum Kulturstaat. Kunst und Kultur seien kein Luxus, den man sich nicht mehr leisten könne sondern sie seien es, "die unser Bewußtsein verändern. Unsere Sichtweisen. Unser Denken und Empfinden." Um aus der Krise unserer Zeit herauszukommen, sei es notwendig, das "Schöpferische besser zu fördern. In der Wirtschaft, in der Politik und in allen Lebensbereichen", sagte Rüttgers. Er sprach sich dafür aus, auch weiter die Entfaltung schöpferischer und kreativer Talente so früh wie möglich zu fördern, die kulturelle Substanz zu bewahren und neue Wege bei der Förderung Kreativer zu gehen. 
 
In dem um zwei große Säle erweiterten Haus am Rande der Düsseldorfer Altstadt können Besucher jetzt wieder Spitzenwerke der europäischen und amerikanischen Malerei von Klee, Kandinsky, Picasso bis zu Warhol, Rauschenberg, Richter und Beuys bewundern. In den nächsten 14 Tagen ist das Haus für alle Besucher bei freiem Eintritt zu erleben. Ausgestellt sind vor allem rund 200 Meisterwerke der klassischen Moderne und der internationalen Kunst seit dem Zweiten Weltkrieg.
 
Museumsdirektorin Marion Ackermann sagte bei der Wiedereröffnung des Hauses, sie träume davon, daß "in zehn Jahren die existenzielle Notwendigkeit von Kunst stärker denn je erfahren wird, daß wir uns durch die oberflächlichen Hüllen der Eventgesellschaft hindurchgeschält haben und erleben werden, wie durch Kunst das Neue in die Welt kommt." Museen sollten nicht vergessen, mit Selbstbewußtsein in die Kraft der Kunst selbst zu vertrauen." Die Wände in den alten Räumlichkeiten der Kunstsammlung wurden so installiert, daß sich die Besucher im Zickzackkurs durch die Ausstellung bewegen müssen. Das schaffe immer wieder neue Durchblicke, so daß die Bilder vielfach in Beziehung zueinander treten werden, erklärte die 44-jährige Museumschefin.

Die Kunstsammlung NRW gilt bei Kunstkennern als "geheime Nationalgalerie" Deutschlands mit Schlüsselwerken der Klassischen Moderne und der internationalen Kunst seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Museum am Grabbeplatz wurde 1986 eröffnet, bereits Ackermanns Amtsvorgänger Armin Zweite hatte die Erweiterung seit langem gefordert und erhielt auch die Zusage des früheren SPD-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Der jetzt aus dem Amt scheidende NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) freute sich, daß er das Versprechen des Landes nach vielen Jahren habe einlösen können.

Von den Kosten in Höhe von knapp 40 Millionen Euro für die Grundsanierung und den Erweiterungsbau gab die CDU-FDP-Landesregierung 35 Millionen Euro. "Als einzige Landesinstitution ist dieses Museum zugleich das künstlerische Aushängeschild Nordrhein-Westfalens," betonte Rüttgers weiter. Er würdigte den vor wenigen Tagen verstorbenen früheren Direktor der Kunstsammlung NRW, Werner Schmalenbach als einen "Wegbereiter der Kunst der Nachkriegszeit". Museumschefin Ackermann versicherte den Kunstfreunden, daß das wiedereröffnete Haus auch weiterhin "die Qualität der Sammlung zelebrieren" werde. 

In zwei riesigen, neu geschaffenen Ausstellungsräumen - einer mit, der andere ohne Tageslicht


K 20 - Foto © Jens Willebrand
- haben zeitgenössische Künstler je eine raumgreifende Installation geschaffen. In der unteren "Klee-Halle" hängt eine Großinstallation des jungen deutschen Künstlers Michael Sailstorfer mit dem schlichten Titel "Wolken". Sie besteht aus rund 900 aufgeblasenen LKW-Reifen, die zu je 3 Stück miteinander verbunden von der 6,40 hohen Decke baumeln. In der oberen "Klee-Halle" hat der belgische Künstler Kris Martin einen riesigen Heißluftballon stranden lassen, dessen Hülle permanent mit kalter Luft aufgeblasen wird.


Das Museum am Grabbeplatz in der NRW-Landeshauptstadt wurde 1986 eröffnet, 2002 kam das umgebaute Ständehaus als zweites Haus (K21) und als Dependance für die zeitgenössische Kunst hinzu.
 

Redaktion: Frank Becker