Die Straße der Verrückten

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Die Straße der Verrückten

Herr Wintermantel war auf der Straße der Verrückten. „Sind sie etwa auch verrückt“, fragte er einen der Männer, die auf dem Bürgersteig standen und Zigaretten rauchten. „Natürlich“, sagte der Mann. „Ich bin verrückt, meine Frau ist verrückt und meine Kinder sind es auch.“ Herr Wintermantel lachte. „Dann ist es ja bei Ihnen nie langweilig, oder?“ „Darauf können sie einen lassen“, sagte der Mann.
Eine Frau kam zu Herrn Wintermantel und umarmte ihn. „Wenn ich nicht verrückt wäre, dann wäre ich ganz schön traurig“, sagte sie. „Das glaube ich gerne“, sagte Herr Wintermantel und schaute sich um. Aus einem Auto stiegen vier Männer in schwarzen Anzügen. Sie liefen über die Straße und sangen dabei: „Verrückt, verrückt, verrückt, ach wir sind so beglückt.“ Herr Wintermantel nickte. „Es muß wunderbar sein, total neben der Rolle zu stehen“, murmelte er. Er ging noch einmal die Straße der Verrückten auf und ab und ließ sich mit Kartoffelsalat beschmeißen.



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