Neusser Shakespeare-Festival 2010

Ensembles aus sechs Ländern präsentieren 12 Produktionen

von Andreas Rehnolt

© Globe Neuss
Theaterrecherche von Peter Brook
beim diesjährigen Neusser Shakespeare-Festival


Vom 16. Juli bis 14. August präsentieren Ensembles aus sechs Ländern im Nachbau des Londoner Globe-Theaters 12 Produktionen des englischen Dramatikers -
Festival feiert seinen 20. Geburtstag



Neuss - Mit Peter Brook kann das deutschlandweit renommierte Shakespeare-Festival in diesem Jahr eine der unbestrittenen europäischen Theatergrößen in den Nachbau des Londoner Globe-Theaters im rheinischen Neuss begrüßen. Zum 20. Geburtstag des Festivals kommt Brook mit seiner Theaterrecherche "Warum Warum" am 8. und 8. August an den Rhein, so Kulturreferent Rainer Wiertz jetzt bei der Vorstellung des Programms. Der 83-jährige Brook zieht in der Deutschlandpremiere  ein persönliches Resümee aus seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit theatralischen Texten und den Autoren, die ihn am allermeisten beeinflußt haben, zuvorderst Shakespeare, so Wiertz weiter.
Insgesamt bringen vom 16. Juli bis zum 14. August Ensembles aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den USA, England und Frankreich 12 Produktionen des englischen Dramatikers auf die Bühne des achteckigen Globe. Das Festival, das sich zum überwiegenden Teil aus Eigen-Einnahmen selbst finanziert, feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.

Dafür wurde der hölzerne Bau an der Neusser Rennbahn für insgesamt rund 400.000 Euro generalüberholt. Den Auftakt des diesjährigen Festivals bildet das Gastspiel der Globe Touring Company aus London mit dem Stück "A Midsummer Night's Dream" in einer Atmosphäre der Goldenen Zwanziger Jahre. Zum ersten Mal gibt es im diesjährigen Festival auch eine Schüler-Produktion mit dem Titel "Der ShakespeareStadl – Alle Dramen mit fünf Damen". Die Theatertruppe 500 Clown aus Chicago bringt "Macbeth" als eine wilde, unvorhersagbare und heitere Dekonstruktion von Shakespeares Klassiker auf die Bühne. Auch dies eine Premiere: "Wir hatten noch nie eine ernst zunehmende Produktion gezeigt, die als Clowns-Inszenierung daher kommt", freute sich Wiertz, der seit 20 Jahren für die Programmauswahl des Festivals verantwortlich zeichnet.

Das Ensemble Alma Mater aus London bringt "Much ado about nothing" ins Neusser Clobe.
Angesiedelt ist diese Inszenierung des Regisseurs Stephen Jameson im Chicago der 1950er Jahre, musikalisch begleitet vom Ratpack Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Dean Martin. Aus Berlin reist die dortige Shakespeare-Company an den Rhein und zeigt "Die Zähmung der Widerspenstigen". Regisseur Tom Ryser zeigt darin den Kampf zweier Individuen, die weder ihre Freiheit füreinander aufgeben, noch ihre Persönlichkeit voreinander verstecken wollen. "Eigentlich ein sehr modernes Beziehungsmodell. Liebe als eingeschworene Gemeinschaft gegen den Rest der Welt", meint Wiertz. Auch die Bremer Shakespeare-Company ist in diesem Jahr wieder in Neuss dabei. Sie zeigt "Julius Cäsar Cleopatra Antonius" und hat dafür die beiden großen römischen Stücke Shakespeares "Julius Cäsar" und "Antonius und Cleopatra" zu einem Abend gemacht.

"Romantischer Shakespeare" lautet der Titel eines Konzerts im Rahmen des Festivals, das als Liederabend mit Shakespeare-Vertonungen unter anderem von Schubert, Schostakowitsch und Verdi aufwartet. Auch "Heinrich VIII" ist beim 20. Festival im Neusser Globe dabei. Dabei handelt es sich nach Angaben der Veranstalter um "ein meisterlich gemachtes Solo" der Schauspielerin Bea von Malchus, die die meiste Zeit auf einem Hocker in einem verblüffend vielseitigen Kleid sitzend sämtliche wichtigen Rollen spielt. Nicht nur Peter Brook ist in Neuss dabei, auch seine Tochter Irina kommt mit ihrer Compagie Maisonde aus dem französischen Nevers angereist. "Tempete!" lautet der Titel ihrer Inszenierung, die die Zauberkraft Prosperos in einer originellen Variante von Shakespeares "Sturm" präsentiert. Laut Wiertz eine "berührende Interpretation auf verrückte Art und Weise", bei der Schauspieler unter anderem am Herd auf der Bühne Spaghetti Vongole zubereiten müssen.

Das ungarische Burgtheater Gyula zeigt in Neuss eine Version von "Wie es Euch gefällt" natürlich in ungarischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Dabei handele es sich um einen Shakespeare "in osteuropäischer Theatertradition", so Wiertz. Den Abschluß des Festivals bildet einmal mehr ein "Sommernachtstraum", den das Rheinische Landestheater Neuss in einer Inszenierung seiner Intendantin Bettina Jahnke beisteuert.

Eintrittskarten und das vollständige Programm gibt es im Internet unter www.shakespeare-festival.de oder am Info-Telefon unter 0180-5001812. Der Kartenvorverkauf beginnt am 17. April.  Nach Angaben von Kulturdezernentin Christiane Zangs hat das Shakespeare-Festival an der Neusser Rennbahn seit vielen Jahren eine Auslastung von über 90 Prozent.  Über 13.000 Zuschauer reisten im vergangenen Jahr zu den Dramen und Komödien an. Der 1991 errichtete Nachbau des Globe ist eine maßstabgerechte Verkleinerung des Shakespeare-Theaters und bietet auf drei Ebenen insgesamt 500 Zuschauern Platz.

Internet: www.shakespearefestival.de  und www.neuss-kultur.de

Redaktion: Frank Becker