Problemfelder fein abgestuft

Karin Koch / André Rösle - "Am liebsten eine Katze"

von Jürgen Kasten
Positiv, doch keine Heile-Welt-Geschichte
 
Abendbrot ist die schönste Zeit des Tages, findet Fiona. Sie ist 8 Jahre alt und ihre Schwester Marta 12. Beim Abendbrot sitzt die ganze Familie gemeinsam am Tisch, und man kann sich aufs Brot legen, was man will und alle reden miteinander – obwohl, das stimmt nicht ganz.
Marta ist begeisterte Fußballerin. Sie will werden wie die weltbeste Brasilianerin Marta. Nach ihr hat sie sich benannt. Eigentlich heißt sie Matilda und redet nur über Fußball. Mama und Papa reden nicht viel, am wenigsten miteinander. Ist es da verwunderlich, daß Fiona sich eine Katze wünscht? Eine Katze mit der man schmusen und die man streicheln kann und die immer auf Fiona wartet, wenn sie aus der Schule kommt. Alle reden dagegen. Fiona würde nie das Katzenklo sauber machen, würde vergessen, Fressen hin zu stellen und überhaupt; eine Katze braucht einen Garten, den die Familie nicht hat. Fiona ist traurig.
 
Ein sensibles Kinderbuch mit anrührenden Zeichnungen André Röslers, die positiv stimmen. Karin Koch beschreibt offen die problematische Familiensituation, das einsame, hin- und hergerissene kleine Mädchen, das beide Eltern gern hat, sogar ihre zickige Schwester und dabei liebenswert bleibt. Nur als ihre Mutter die Familie verläßt, weint sie viel. Sie streunt in der Gegend herum und findet in einem alten Schuppen eine Katze mit frisch geborenen Jungen. Jeden Tag kommt sie her, bringt etwas zum Fressen mit und baut Vertrauen zu den Katzen auf, bis plötzlich alle verschwunden sind.
Nach langem Suchen findet sich ein Kleines wieder und wird von Fiona mit nach Hause genommen. Plötzlich hat niemand etwas dagegen und alles verändert sich. Papa sucht wieder aktiv nach Arbeit, Marta findet das Kätzchen süß und eines Tages kommt sogar die Mutter zurück und alle sitzen zusammen am Eßtisch und reden wieder miteinander.
 
Das ist keine übliche Heile-Welt-Geschichte, kein lustiges Katzengeknuddel, dafür aber eine reale Erzählung über Kinderwünsche und Familienprobleme mit einem hoffnungsvollen Ende. So ist das Leben und man kann selber etwas tun, um es zu verändern. Das sorgfältig gestaltete Kinderbuch strukturiert die angerissenen Problemfelder fein abgestuft. Das Positive überwiegt. Kurze, kindgerechte Sätze und Dialoge werden auch Erstleser nicht überfordern. Überdies läßt Karin Koch die Geschichte von Fiona erzählen, mit der sich Kinder sicherlich gut identifizieren können. Ich halte das Buch für sehr empfehlenswert, auch zum Vorlesen für kleinere Kinder.

Die Autorin Karin Koch lebt als Physiotherapeutin im Landkreis Karlsruhe. Neben Kinderbüchern schreibt sie auch Kurzgeschichten und Mundart, wofür sie bereits mehrfach Preise erhielt. Gemeinsam mit dem Illustrator André Rösler, dessen bunte Zeichnungen die Geschichte fröhlich untermalen, veröffentlichte Karin Koch schon andere Kinderbücher.

Beispielbild


Karin Koch / André Rösler
Am liebsten eine Katze

© 2010 Peter Hammer Verlag, Wuppertal
Gebunden, 48 Seiten, 24,5x16,5 cm, ISBN: 978-3-7795-0280-7
€ 9,90                           

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