Dynamisch und doch entspannt

Moonsun Christophe Schweizer - "Cocoa"

von Frank Becker
Delikates Konzept
 
Der Sound, den der virtuose und innovative Posaunist Christophe Schweizer und mit ihm David Binney ebenbürtig am Altsaxophon erzeugen, ist magisch. Es kommen „nur“ noch drei Musiker als Sidemen hinzu, und schon hat man das Hörerlebnis einer Big Band: der Pianist Jacob Sacks, Hans Glawischnig am Kontrabaß und der Schlagzeuger Dan Weiss können ebenfalls für sich beanspruchen, zur Crème des Jazz zu zählen. Das erlesene Quintett hat ein Album eingespielt, dem man getrost das Prädikat „Weltklasse“ geben kann: „Cocoa“.
 
Frontmann Schweizer, Schüler u.a. von Rufus Reid, Steve Coleman und Richie Beirach und mit Größen wie George Gruntz, Markus Stockhausen, Gianluigi Trovesi und Kenny Wheeler auf seiner Liste als Mitspieler, gehört meines Erachtens zur europäischen Elite an seinem Instrument. Butterweiche Slides, scharfe Riffs, epische Läufe und gekonntes Parlando machen „Cocoa“ zum absoluten Hochgenuß, getragen von einer ganz vorzüglichen Band aus Solisten mit internationaler Erfahrung. So hat Kontrabassist Hans Glawischnig neben vielen anderen schon mit Maynard Ferguson und Ray Barretto gespielt, Saxophonist David Binney mit Gil Evans und Uri Caine, Pianist Jacob Sacks (geradezu gläsern in „light“) mit Clark Terry und Christian McBride und Drummer Dan Weiss Lee Konitz und Dave Liebman.
 
Der Opener „chapter one“ featured wie „xy“insbesondere Christopher Schweizer, Jacob Sacks und David Binney. Das Kontrabaß-Intro zu „omen“, fließend aufgenommen von Posaune, Altsaxophon und Klavier ist eine Delikatesse. Dan Weiss gehört zu der Riege der omnipräsenten, doch unaufdringlichen Drummer mit Charakter, unverzichtbarer integraler Bestandteil des Ensembles, sein Solo in „the edge“ ist dezent und brillant. Der Fingerschnipper „phenomen“ klingt wie eine kleine Hommage an Paul Desmond, einfach delikat.
„Cocoa“ ist ein hochkünstlerisches, trotz aller zeitweise äußeren Entspanntheit unerhört komplexes, dynamische Konzeptalbum aus neun von Christophe Schweizer komponierten, fesselnd gestalteten mitreißenden Kapiteln, das zweifellos Anspruch auf besondere Beachtung erheben kann und Aspirant auf kommende Auszeichnungen ist. 

Beispielbild
Cover-Foto: Nathalie David

Moonsun Christophe Schweizer
Cocoa
 
Christophe Schweizer – Posaune
David Binney – Altsaxophon
Jacob Sacks – Klavier
Hans Glawischnig – Kontrabaß
Dan Weiss – Schlagzeug, Cymbals
 
(P) + © 2009 Unit Records
 
Titel:
1. chapter one  6:41
2. xy  9:25
3. omen  12:53
4. the edge  8:28
5. light  8:30
6. phenomen  8:27
7. acts-to-see  9:08
 
Gesamtzeit:  1:3:51
 
Weitere Informationen unter: