Eine Adventsgeschichte

von Joachim Klinger

Eine Adventsgeschichte
 
Das Warenhaus, das Warenhaus –
Palast und auch Casino.
Die Leute gehen ein und aus.
Hier fehlt nur noch ein Kino.
 
Ein Mordsbetrieb herrscht im Advent.
Jetzt mag wohl niemand sparen.
Geöffnet ist fast permanent.
Man prunkt mit feinsten Waren.
 
Da rollen Dollar, Euro, Cent,
da klingeln alle Kassen.
Die Engelschar im Regiment
verteilt das Glück in Massen.
 
Das Warenhaus, das Warenhaus –
die Klänge und Gesänge.
Der Chef trinkt seinen Klaren aus
und mischt sich ins Gedränge.
 
Der Tag ist lang. Man schließt um Zehn.
Das Personal geht eilig.
Doch irgendwo vergaß man wen.
Der denkt: Ach, hier verweil’ ich!
 
Er trinkt genüßlich Cointreau
und hockt bei den Likören.
Nach einem Stündchen denkt er froh:
Ich sollte Platten hören!
 
Die findet er und dazu auch
noch Kerzen und dergleichen.
So läßt sich denn nach altem Brauch
Gemütlichkeit erreichen.
 
Das Warenhaus, das Warenhaus –
Wer grölt zur späten Stunde?!
Das sieht doch nach Gefahren aus!
Der Wächter macht die Runde.
 
Ganz plötzlich brennt es, und Alarm
ruft alle Spritzenwagen.
Dem Fremden wird es viel zu warm.
Ihn hat man bald am Kragen.
 
Ja, tüchtig ist die Feuerwehr,
kommt sie in Fahrt und Rage!
Bald sieht man keine Flammen mehr,
nur Schutt in der Etage.
 
Schlagzeilen gibt es zum Advent,
auch Sprüche und Belehrung.
Doch wenn ein Kaufhaus richtig brennt,
dann hat man die Bescherung.
 
 
Joachim Klinger