Eistauchen im Salzkammergut

Attersee und Hallstätter See laden zu einem besonderen Abenteuer ein

von Waltraud Palmetzhofer
Tauchparadies Salzkammergut:
Märchenwelt unter dem Eis
 

Was immer mehr Menschen dazu treibt, ein Loch in die Eisdecke eines Sees zu sägen und in den eiskalten Fluten zu versinken? Ganz einfach: Eine märchenhafte Unterwasserwelt voller magischer Eindrücke, deren Faszination man sich kaum entziehen kann.
 
Wenn der Attersee im Winter majestätisch unter seiner Eisdecke ruht, dann ahnt kaum ein Spaziergänger, welch sagenhaftes Naturschauspiel sich darunter verbirgt.  Schon im Sommer ist das Tauchen in den naturbelassenen Seen des Salzkammerguts das reinste Vergnügen. Doch wahre Könner schwören auf die kalte Jahreszeit. Denn die lockt mit ganz besonderen Reizen: Das Wasser ist jetzt noch eine Spur klarer als sonst und bietet dadurch eine Sichtweite von bis zu 25 Metern. Kein Motorengeräusch, keine Schifffahrt und kein Geschrei von Badegästen stört die Magie des Augenblicks, in dem man ins kristallklare Wasser taucht und sich schon nach den ersten Flossenschlägen unter der Eisdecke inmitten einer mystischen, völlig andersartigen Welt wieder findet. Zu hören ist nur noch das Geräusch des eigenen Atems, die Bilder wiederum könnten aus einem Science Fiction Film stammen: Gigantische Eisformationen, deren Farbe sich je nach Sonneneinstrahlung verändern. Luftblasen, die wie gläserne Kugeln unter der Eisdecke hängen, ehe sie zerplatzen.  Und ab und an ein schillerndes Lebewesen, das kein Atemgerät braucht: Rund 26 Fischarten finden sich im Attersee, und ihre Vielfalt reicht von gängigen Arten wie Hecht, Forelle oder Aal bis hin zu dem in Europa sehr seltenen Perlfisch. Auch die Unterwasserflora gedeiht durch die Reinheit des Sees ausgezeichnet, was ihn zum El Dorado für Unterwasserfotografen macht. Eine besondere Attraktion ist der "versunkene Wald": Einst wurde ein Waldstück durch einen Bergrutsch kurzerhand in den See befördert – sehr zur Freude der Taucher, die oft und gerne durch die surreale Szenerie schweben.  Hier im Attersee, der mit einer Fläche von 48 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 170 Metern der größte innerösterreichische See ist, findet sich auch die erste "Glücksplatztafel" unter Wasser. Damit werden im Salzkammergut nur ausgesuchte Orte gekennzeichnet, die durch ihre besondere natürliche Schönheit und Lage oder durch ihre spirituelle Kraft für wahre Glücksmomente beim Besucher sorgen. Was den ersten Glücksplatz unter Wasser zu einem solchen macht, erfahren diesmal nur die Taucher - aber allen anderen bleiben  ja immer noch rund 200 andere Glücksplätze an Land zum Entdecken übrig.


Foto: www.tourpix.at
 
Nicht nur der Attersee bietet sich ideal zum Eistauchen an. Auch der fjordartige Hallstätter See, ein am Nordfuß des Dachsteins liegender Gebirgssee, ist wie geschaffen dafür: Jeden Winter friert er zumindest teilweise zu und bietet vor allem Steilwandtauchern den ganz besonderen Kick.  Doch ganz gleich, in welchem der vielen Seen der Region man aktiv werden will: Bevor das Abenteuer beginnt, sollte man sich über die jeweiligen Tauchzonen erkundigen. Allein schon zum Schutz von Pfahlbauten und Laichstätten ist das Tauchen keineswegs überall erlaubt. Noch wichtiger, um nicht zu sagen: lebenswichtig, ist eine profunde Einschulung, die selbst für erfahrene Taucher vor ihrem ersten Eistauchgang unbedingt erforderlich ist. Die Tauchschule Zauner in Hallstatt und die Tauchschule Nautilus in Weyregg am Attersee bieten spezielle Kurse an, in denen man die wichtigsten Verhaltensregeln und Grundkenntnisse des Eistauchens lernen kann – von der Auswahl der geeigneten Einstiegsstelle  bis zum richtigen Verhalten im Notfall.  Zu den vielen Sicherheitsvorkehrungen beim Eistauchen gehört zum Beispiel, daß immer nur im Team und nie ohne Leinensicherung getaucht wird.  Doch auch ein angenehmes Risiko ist mit diesem Trendsports verbunden, nämlich sein ausgesprochen hoher "Suchtfaktor": Wer die zauberhaften Unterwasserwelten unter dem Eis einmal gesehen hat, wird sie immer wieder aufs Neue entdecken wollen.

Redaktion: Frank Becker