Vor 70 Jahren: Anschlag auf Hitler im Bürgerbräukeller

Am 8. November 1939 mißglückte Johann Georg Elsers Sprengstoff-Attentat auf die NS-Führung

von Andreas Rehnolt

Johann Georg Elser
Anschlag auf Hitler vor 70 Jahren
im Bürgerbräukeller München
 

München - Heute jährt sich zum 70. Male der Anschlag auf Adolf Hitler im Bürgerbräukeller an der Rosenheimer Straße in München-Haidhausen. Das zum 8. November 1939 im Bürgerbräukeller geplante und durchgeführte Attentat Johann Georg Elsers gegen Hitler verfehlte sein Ziel, weil dieser seine Rede ungewohnt frühzeitig beendet und zusammen mit der NS-Prominenz den Saal verlassen hatte. Acht Menschen starben, zahlreiche wurden verletzt. Die Sprengbombe beschädigte auch das Gewölbe des Bräukellers. Elser wurde am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordet.
 
Der Tischler Johann Georg Elser stand der nationalsozialistischen Politik ablehnend gegenüber. Im Herbst 1938, als ein Krieg in Europa nur durch das Münchener Abkommen verhindert werden konnte, entschloß er sich zu einem Sprengstoffattentat, um die NS-Führung zu beseitigen. Der Bombenanschlag sollte im Bürgerbräukeller in München stattfinden, wo Adolf Hitler jährlich eine Rede zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 hielt. Elser versteckte sich jeden Abend auf der Galerie des Saales im Bürgerbräukeller und ließ sich nach Lokalschluß unbemerkt dort einschließen. So konnte er in mehr als 30 Nächten zwischen August und November 1939 die Säule über Hitlers Rednerpult für seinen Anschlag vorbereiten.
 
In der Nacht des 2. November fixierte er die Sprengkörper in der Säule und verfüllte den restlichen Hohlraum zusätzlich mit Sprengstoff und Pulver. Am Morgen des 6. November stellte er die beiden Uhrwerke des Zündapparats auf den Abend des 8. November ein und verließ München Richtung Schweiz. Allerdings fiel die Rede Hitlers wesentlich kürzer aus, als Elser dies erwartete. Da er nach Berlin zurückkehren mußte, verließ Hitler mit anderen hohen NS-Funktionären nach dem Ende seiner Rede gegen 21.07 Uhr, früher als gewohnt den Saal. Erst 21.20 Uhr explodierte der Sprengkörper. Durch die Explosion stürzte die gesamte Saaldecke herab, sieben Menschen starben, 60 wurden verletzt.
 
Sprengstoffspezialisten der Münchener Polizei und eine rasch gebildete Sonderkommission des Reichssicherheitshauptamtes gingen von einem von fachmännisch ausgebildeten Spezialisten ausgeübten Attentat aus. Deswegen vermutete Propagandaminister Joseph Goebbels die Urheber des Attentats in Großbritannien, das Deutschland als Folge des Angriffs auf Polen am 3. September den Krieg erklärt hatte. Viele Deutsche übernahmen die Deutung der NS-Propaganda, daß es sich beim Münchener Anschlag um eine vom britischen Geheimdienst durchgeführte Aktion gehandelt hat. An eine Einzeltäterschaft des Tischlers Georg Elser, der am 8. November in Konstanz noch vor der Explosion wegen des Versuchs, illegal in die Schweiz zu gelangen, festgenommen worden war, glaubte hingegen kaum jemand.
 
Der Bürgerbräukeller sollte nach dem Attentat wiederhergestellt werden, was jedoch im Krieg nicht mehr zu Ende geführt werden konnte. Als die amerikanischen Truppen München am 30. April 1945 besetzten, fanden sie die Halle vollgestapelt mit NSDAP-Akten. Die amerikanischen Streitkräfte benutzten den Bürgerbräukeller dann bis 1957 als Red Cross Club. 1958 wurde der Bürgerbräukeller von der Brauerei Löwenbräu übernommen und als Bierkeller wiedereröffnet.
Anfang der 1980er Jahre wurde der Bürgerbräukeller dann aber abgerissen und an seiner Stelle ein modernes Konferenz- und Bürozentrum am Gasteig errichtet. Am 9. November 1989 wurde dort, vor dem Eingang des GEMA-Gebäudes und an der Stelle, wo die Säule im Bürgerbräukeller gestanden hatte, in die Elser seine Bombe eingebaut hatte, eine Gedenktafel eingeweiht.

Redaktion: Frank Becker