Völlig von Sinnen!

Carl Barks zuschanden kommentiert von Hella von Sinnen

von Frank Becker

© Disney - Ehapa / Egmont
„Wirf `n Stein über die Schulter, der trifft irgend einen Deppen - und der schreibt.“
(frei nach Erika Fuchs)
 
„Jetzt kenne ich keine Gnade
mehr, jetzt ist Sense.“

(Donald Duck)


Ein aufwendiger Prachtband mit einigen der schönsten Geschichten aus der Welt Entenhausens krönt das diesjährige Angebot der Ehapa Comic Collection. Was gibt es Schöneres, als Mal um Mal die herrlichen Zeichnungen des unerreichten Carl Barks (1901-2000) mit den kongenialen deutschen Texten von Sprach-Ikone Dr. Erika Fuchs (1906-2005) zu genießen! Besser geht es einfach nicht!
„Der russische Rassehund“, „Ein irrer Vogel“, „Der erste Frühlingstag“, „Das Horoskop“, „Das Senfgewehr“, „Der gesprenkelte Elefant“, „Der güldene Wasserfall“, Weltraum - Briefträger“, „Spaß muß sein“, Musikalischer Unfug“ und... und... und. Herz, was willst Du mehr. Des Schwelgens in der Welt von Dagobert und Donald Duck, Tick, Trick und Track, Daniel Düsentrieb und Gustav Gans, Dorette und Daisy Duck ist kein Ende! Farbe, Typographie und Druckqualität sind exorbitant, das Buch ist mit Fadenheftung, festem Einband und Halbleinen ein Meisterstück des Verlages und seiner Buchbinderei.

Aber dann! Kommen wir schnurstracks zum Unsäglichen des herrlichen Buches und sagen wir es offen: das nämlich ist die Entweihung, Schändung, ja Besudelung der hehren Barks-/Fuchs-Geschichten durch die gänzlich inkompetenten, äußerst schlichten, höchst anmaßenden, dramatisch unqualifizierten, nicht nur völlig überflüssigen, mehr noch: ausgesprochen dämlichen Kommentare, Vor-,  Nach- und Zwischenworte einer Hella von Sinnen. Deren nachgerade unappetitliche Anbiederung an Erika Fuchs, die sich ja nicht mehr wehren kann („Widerlich, wie die sich anwanzt“), geht dem wahren Genießer und dem puristischen Enten-Verehrer dermaßen gegen den Strich, daß ihn das nackte Grauen erfaßt. Hella von Sinnens dümmliche, ja peinliche Kommentare sind eine Bündelung des Ungeistes, wider den Geist der genialen Schöpfer von Stella antarum, der GAU der Barks-Rezeption. „Das ist wirklich unter aller Menschenwürde“ möchte man aus „Die Jagd nach der Brosche“ zitieren und ihr mit Boëthius „Si tacuisses!“ entgegenschleudern - zu spät. Denn „sowas tötet Trichinen selbst hinter Tresortüren und treibt noch Taubstumme ins Irrenhaus“ (Der Glockendoktor). Hella von Sinnen scheitert auf niedrigstem Niveau am Peinlich- und Dulle-Test.

Wie kommt diese geschwätzige Amateurin zu solcher Ehre? „Das ist in der Tat eine Frage, die nicht unbeantwortet im Raum stehenbleiben darf“ („Spaß muß sein“). Nicht einmal bemerkt sie Ihr Unvermögen und steckt einsichtig mit dem Gedanken auf: „Ich komm mir unsagbar töricht vor.“ (Planzenfimmel).  Und doch geschieht ein Wunder! An Barks und Fuchs prallt das nämlich alles ab - und fällt mit voller Wucht auf die infantile Verschlimmbesserin zurück. Sie kann einem leid tun. Allenfalls die Auswahl der Geschichten, so sie denn tatsächlich von Frau von Sinnen ist, könnte für sie sprechen. Dennoch bin ich der Meinung, daß sie den Pastinaken-Pudding essen sollte. Und nie wieder von sich hören lassen. „Ich bin vor Wut so erhitzt, daß ein Spaziergang durch den Regen not tut. Sonst fang´ ich noch Feuer.“ (Donald Duck). Zack!
Tröstliche Nachrede: Bei Auslassen der Seiten 5/6, 17/18, 27/28, 39/40, 51/52, 63/64, 93/94, 105/06, 135-38, 149/50, 178/79, 187/88, 199/200, 211/12, 233/34, 245/46, 267/68, 277/78, 301-304, 320-22, 343/44 und schließlich (ächz!) 359-362 (Bilder angucken ist zulässig) ist es unter dem Strich ein wunderschönes und wertvolles Buch.

„Und lieg ich dereinst auf der Bahre,
dann denkt an meine Gu-i-tha-re,
und gebt sie mir mit in mein Grab!“

(Donald Duck in „Der rührselige Cowboy“)

„Liebe, Lust und Leidenschaft“ - Die Ducks von Sinnen
Comics von Carl Barks ausgewählt und kommentiert von Hella von Sinnen,
© 2009 Ehapa Comic Collection, 362 Seiten, Halbleinen - ISBN: 9783770433100