Poseidons Garten

von Friederike Zelesko

Foto © Frank Becker

Poseidons Garten
 
Sie schwimmen auf Eis, Petersilie zwischen den Kiemen.
Das lidlose Auge grün und rund wie eh und je. Sie sind ins Netz
gegangen, mitgefangen und mitgehangen im warmen Schwarm.
Ausgenommen, zerteilt, paniert, frittiert oder gebacken, was
soll’s. Die Kruste bricht nach jedem Biß. Innen ist der Fisch weiß,
dampft. Die Remoulade kühlt den Schnitt, bevor er
zitronenbeträufelt in einem Munde verschwindet.
 
An den Tischen im Fischrestaurant sitzt der
Besucherschwarm. Mittagspause in Fluß & Meer. Aus dem
Muschelbild an der Wand rieselt der Sand, knirscht unterm
Schuh. Eine heiße Terrine Bouillabaisse, Muscheln im Sud, Perlen
nicht mitgekocht. Ohne Schuppenschmuck Karpfen und Hecht.
Ein Wasserfall plätschert ins Glas. Kein Lachs springt hoch.
Heringsfilet hin, Heringsfilet her, sahnegetunkt, zwiebelberingt,
mit Dill oder roter Beete. Der Matjes im Doppelpack.
 
In den ruhigen Nischen fechten die Pflanzen gegen das
Bootsmännerstimmengewirr. Eine leichte Brise weht aus dem
Lift. Es sind die Tabletts, die sich fortwährend hoch und nieder
schaukeln. Das Wort Einzelgänger fällt. Er ist einer der ausbricht
aus der Sicherheit eines Schwarms, sich verirrt, und irgendwo
nicht mehr genießbar strandet.
 

© Friederike Zelesko