Nilsson-Preis: 1 Million für Domingo

Ein Kontrapunkt

von Toni Cupak
Nilsson-Preis: 1 Million für Domingo

Neulich wurde  der "Birgit Nilsson-Preis" aus der Hand des schwedischen Königs in jene von Placido Domingo gereicht. Damit sich der Preisträger den Preis auch garantiert selbst abholt - und nicht - wie bei der Wiener Nestroy-Verleihung - schmollend irgend einen Vertreter benennt, ist der "Nilsson-Award" sensationell hoch dotiert: 1 Million Dollar! Jetzt weiß ich nicht, woher das viele Geld kommt. Ich nehme an, Birgit Nilsson hat es im Laufe der vielen Karrierejahre dafür angelegt. Das würde allerdings Roberto Alagna Lügen strafen, denn an so vielen "Mega-Giga-Events" fernab der Opernbühne hat Birgit Nilsson nicht mitgewirkt! Vielleicht konnte sie auch nur besser mit Geld umgehen.
Aber ich will eigentlich etwas anderes hinterfragen: Wozu eigentlich dieser Preis, warum ein finanziell eigentlich längst unabhängiger Preisträger? Ich sehe da nicht durch. Natürlich konnte die Erblasserin mit ihrem Geld machen, was immer sie wollte, sie hätte es auch anzünden, selbst verprassen, dem Tierschutz hinterlassen können. Aber jetzt hat Placido Domingo, der wirklich Großes für die Oper geleistet  und wie unser Hermann Maier auch zurecht viel Geld verdient hat, eine weitere "Pletschn" an seiner ohnedies bereits ordensdekorierten Brust hängen. Bezüglich der Verwendung des Geldes sind keinerlei Wünsche der Erblasserin bekannt. Noch dazu hat Frau Nilsson den ersten Preisträger dieses im Abstand von jeweils 3 Jahren zu verleihenden Preises noch selbst bestimmt. Also darf ich davon ausgehen, daß sie sich irgendetwas dabei gedacht hat. Wenn sie Domingo beschenken wollte, hätte sie es zu Lebzeiten steuerschonender im schlichten Kuvert bei einem gemeinsamen Abendessen machen können. Also, ganz ehrlich, irgendetwas fehlt mir in dieser Geschichte. Irgend eine Grundidee, die plausibel erscheint. Kann mir da jemand weiterhelfen?

Toni Cupak
(Herausgeber Merker-online)


Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung vom Magazin "Der Opernfreund" übernommen
© Toni Cupak - Redaktion: Frank Becker