Das Abenteuer Jazz

Richard Cook - "Blue Note - Die Biographie"

von Frank Becker
Das Abenteuer Jazz: Blue Note


Lebende Legende

Der englische Jazz-Fachmann Richard Cook (1957-2007), der über ein Vierteljahrhundert Jazzkritiker und Herausgeber der „Jazz Review“ war, hat das Entstehen, Werden und Wirken eines der wichtigsten Jazz-Label der Musikgeschichte in einer „Biographie“ aufgezeichnet: Blue Note. Das Lebel feiert in diesem Jahr mit einer Vielzahl interessanter Editionen seinen 50. Geburtstag. Zu dem 1939 ursprünglich von Alfred Lion und Max Margulis gegründeten Label stieß im Gründungsjahr Frank (Francis) Wolff, der sich auch Jazz-Fotograf einen Namen machte, als neuer Partner Lions. Mit dem ersten winzigen Büro an der West 47th Street in New York ist Blue Note nach anfänglichen Jahren der Entbehrung der Aufstieg zu einem der beherrschenden Markennamen des US-Jazz, zur ersten Adresse für Musiker und Jazz-Fans, zur Legende geworden. Eine Legende, die lebt. Die Büros von Blue Note liegen jetzt an der Park Avenue. 1947 zog sich Margulis aus dem Geschäft zurück und verkaufte seine Anteile an Lion. 1968 ging auch Alfred Lion, der mit den Entwicklungen im Jazz nicht mehr zurecht kam. Duke Pearson und Wolff machten weiter bis Wolff 1971 starb. Lion starb 1987.

Ein Label, das erkannt wird

Die Macher von Blue Note hatten ihrem Label nicht nur ein musikalisches Gesicht gegeben – sie schufen schon in den Anfangsjahren etwas, das heute als „Corporate Identity“ die Firmen-Philosophie jedes einigermaßen gewitzten Unternehmens ist: den Produkten ein einheitliches Bild geben. Bei Blue Note waren es die Labels auf den Schellack-Platten, die durch ein Versehen der Druckerei schwarz und rosa waren, später jedoch, nach dem Ausscheiden der Gründer und Fusionen mit anderen Labels das typische weiß-blaue Etikett mit der Note bekamen, das sich auch auf den Plattencovern wiederholte und heute das Gesicht des Labels (und übrigens auch den Schutzumschlag des Buches) prägt. 1984, mittlerweile hatte EMI America Blue Note in sein Firmenimperium aufgenommen, übernahm Bruce Lundvall die Verantwortung für Blue Note und verhalf dem berühmten Namen durch geschickte neue Produktionen und gezielte Re-Issues zu neuer Bedeutung. Fachleute wie der geniale Toningenieur Rudy van Gelder haben ihren Anteil daran. Blue Note steht heute wieder brillant in der Jazz-Landschaft mit ihren ungezählten Labels da.

Who is who des Jazz

Allein 16 Seiten umfasst die Auflistung der Diskographie im Anhang, die nur die Jahre 1951-1967 erfasst. Hier eine Kostprobe im Auszug: Ike Quebec, Thelonious Monk, Erroll Garner, Milt Jackson, Miles Davis, Dizzy Gillespie, Horace Silver, Art Blakey, Bud Powell, Jimmy Smith, Thad Jones, Clifford Brown, Lee Morgan, Cannonball Adderley, Kenny Burrell, Horace Parlan, Dexter Gordon, Hank Mobley, Wayne Shorter, Ornette Coleman, McCoy Tyner, Grant Green, Kenny Dorham und...und...und... Boogie und Bebpop, Hard Bop und West Coast, auch Rhythm & Blues und Pop-orientierte neue Formen fanden ihren Platz bei Blue Note. Angefangen hatte es mit der ersten Plattenaufnahme am 6. Januar 1939 mit den Pianisten Albert Ammons und Meade Lux Lewis – in den letzten Jahren waren Namen wie Joe Lovano, Greg Osby, Chick Corea oder Norah Jones Garanten. Die Liste der Künstler, die bei Blue Note produziert wurden, liest sich heute wie ein wahres
„Who is Who?“ des Jazz.


Richard Cook: Blue Note - Die Biographie
© 2004 Argon Verlag, Berlin - 303 Seiten mit Diskographie, gebunden mit Schutzumschlag
24,80 Euro - ISBN 3-87024-599-9
Weitere Informationen unter:  www.fischerverlage.de