Öland: Der Fluch auf Åludden

Johan Theorin - "Nebelsturm"

von Jürgen Kasten
Der Fluch auf Åludden
 
Der Schwede Theorin ist auf dem Weg, zu einem gefragten Bestsellerautor zu werden. Er plant ein Jahreszeitenquartett mit vier Romanen, die allesamt auf Öland spielen. Das erste Buch gleichen Titels wurde bereits für den „International Dagger Award“ nominiert, als bestes Krimidebüt des Jahres. Das zweite liegt nun vor, gerade vom Piper Verlag veröffentlicht, in der Übersetzung von Kerstin Schöps.
 
Der Nebelsturm „Fäk“ kommt in dieser Form nur auf Öland im Winter vor. Plötzlich einsetzender dichter Nebel, begleitet von Hagel, Schnee, Sturm und Sand verwandelt das Eiland in eine Hölle. Wer sich jetzt noch draußen aufhält, ist unrettbar verloren. So wie im Winter 1846, als im Nordosten von Öland an dem Küstenstreifen vor Hof Åludden und seinen beiden gerade fertig gestellten Leuchttürmen die Besatzung eines gestrandeten Schiffes mit Mann und Maus unterging. Niemand konnte gerettet werden. Aus den Planken des Schiffswracks wurde das Wohnhaus des Hofes errichtet.
Eine schwedische Volkssage aus dem 19. Jahrhundert besagt, daß sich jeden Winter dort die Toten versammeln, um Weihnachten zu feiern. In diesem Umfeld ist der Roman angesiedelt. Das Lehrerehepaar Joakim und Katrine Westin aus Stockholm mit ihren Kindern Livia und Gabriel, 6 und 2 ½ Jahre alt, haben den Hof gekauft. Sie wollen die verfallenen Gebäude restaurieren und ihr weiteres Leben dort in einsamer Natur verbringen. Doch sie haben ohne die Geister der Verstorbenen geplant. Und es gibt viele von ihnen. Ehemalige Hofbewohner haben die Namen der Toten in eine Wand auf dem Scheunenboden geritzt. Theorin erzählt die Geschichten ihres Unglücks. Ein Fluch scheint auf dem Hof zu liegen. Während Joakim noch in Stockholm den endgültigen Umzug organisiert, kommt seine Frau Katrine auf merkwürdige Weise auf Öland ums Leben. Sie ist ertrunken – oder...?
 
Joakim ist hilflos und wandelt apathisch durch die alten Gemäuer. Die Wand mit den eingeritzten Namen der Toten zieht ihn magisch an. Er spürt die Anwesenheit der Geister, hört ihre Stimmen. Nachts sitzt er am Bett seiner Tochter. Sie schläft unruhig  und sie spricht im Schlaf. Mit Katrine, ihrer Mutter, seiner Frau. Joakim kann bald  zwischen Einbildung und Realität nicht mehr unterscheiden. Da kommt Tilda ins Spiel. Eine junge Polizistin, die die verwaiste Wache im Ort wieder beleben soll, denn eine Einbrecherbande treibt ihr Unwesen. Auch Tilda sucht nach etwas, der Vergangenheit ihres Großvaters, den sie nie kennenlernte. Er wohnte seinerzeit in der Nähe des Hofes Åludden. Tilda interviewt den Bruder ihres Großvaters. Der lebt im Altenheim in der Stadt. Er hat viel zu erzählen und weiß von den alten Geschichten und Sagen und dem Geheimnis seines Bruders.
 
Johann Theorin kennt sich auf Öland aus, hat dort selbst gelebt. Der Hof Åludden ist aber ein fiktiver Ort, den er allerdings so realistisch beschreibt, daß man ihn, die Menschen, die dort wohnen und die Stimmung des Eilandes greifen kann. Vier Handlungsstränge sind in seinem Roman verwoben. Die Geschichte des Hofes Åludden und der ehemaligen Bewohner; die Familie Westin; Tilda die Polizistin und eine Bande von brutalen Einbrechern.
Das Buch firmiert als Kriminalroman. Doch es ist mehr: Eine Geistergeschichte, eine Familiensaga, die Beschreibung einer mythischen Landschaft und nicht zuletzt eine Reflektion über absurde Verbrechen, Schuld und Sühne. Ein grandioses Werk, das 2008 in Schweden der beste Kriminalroman des Jahres war, ausgezeichnet mit dem „Glassnyckel Preis“ 2009.

Redaktion: Frank Becker
Beispielbild

Johan Theorin
Nebelsturm, (Nattfäk)
 
deutsch von Kerstin Schöps
 
© Johan Theorin, 2008
© Piper Verlag GmbH, München 2009
 
448 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag,
ISBN: 978-3-492-05091-3 - € 19,95 (D), € 20,60 (A), sFr 34,90 (CH)
 
Weitere Informationen unter: www.piper.de