Ein literarisches Meisterwerk

Denis Diderot - "Jakob und sein Herr"

von Robert Sernatini
Pralles Lesevergnügen

Wer mit Vergnügen Laurence Sternes "Tristram Shandy", Michel de Montaignes "Tagebuch einer Reise nach Italien" und/oder
Friedrich Theodor Vischers "Auch einer" gelesen hat, wird auch an diesem erfrischenden Roman des Franzosen Denis Diderot (1713-1784) seine Freude haben. Nach Publikationen der ersten Kapitel in der der "Correspondence littéraire" (1778) schließlich als eines der letzten Werke des Aufklärers erst 1796 posthum vollständig erschienen, erzählt "Jacques le fataliste et son maître" von einer Reise durch Frankreich, die ein adliger Herr mit seinem Diener Jacques zu Pferde unternimmt.

Diderot bedient sich wie Sterne (1713-1768) der Satire und der ironischen Brechung überkommener Romanformen, die er teils parodiert, teils witzig übernimmt. Was Cervantes mit seinem "Don Quixote" 1605/15 auf eine dramatische, satirisch-märchenhafte Spitze getrieben hatte, läßt Diderot im auch bei der Oper damals beliebten Genre des humorvoll gezeichneten Verhältnisses Herr / Diener ein ganzes Universum gesellschaftlicher Zustände und der neuen Philosophie seiner Zeit aufleuchten.

Diderot setzt auf einen Erzähler und auf den eloquent aufgebauten Dialog zwischen Herr und Diener sowie gelegentlich mit anderen auftretenden Personen. Die Übertragung ins Deutsche ist Walter Widmer hervorragend gelungen, man ist amüsiert dabei, wenn Jacques und sein anonym bleibender Herr sich mit Spitzbuben herumschlagen müssen, sich über leichtfertige Liebensabenteuer und die wahre Liebe, über Klatsch, Geschäfte, Wein und Skandale unterhalten. Es ist leichte, jedoch nicht leichtgewichtige Lektüre, einfach, doch keineswegs simpel, bei allem philosophischen Tiefgang volksnah, ungemein witzig und pralles, intelligentes Lese-Vergnügen.

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Denis Diderot
Jakob und sein Herr
Roman

© 2009 Diogenes Verlag Zürich

405 Seiten, Broschur, detebe 23947
11,90 €

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