Herbst

von Joachim Klinger

Foto © MF-Photodesign
Herbst

Wenn du die reifen Frauen lobst,
dann schenken sie dir reifes Obst
und lächeln ganz versonnen.
Die weiche Frucht, der weiche Leib,
erinnern dich an manches Weib,
an Wollust und an Wonnen.

Es bleibt dir nur ein Kern, fast schwarz,
und eine Klebespur von Harz,
Ein kleiner, krummer Stiel.
Auch der Geschmack in deinem Mund
wird Bitterkeit in raschem Schwund
und ist wie ein Verlust im Spiel.

Das bunte Blätter-Aquarell
vertrocknet blaß und schwindet schnell -
ermattendes Gepränge.
Die alte Frau, die Wäsche hängt,
steht zwischen Ästen eingezwängt.
Zeit zieht sich in die Länge.


Joachim Klinger




Zitiert aus Joachim Klingers Gedicht-Band „Palmströms Taschentuch und Korfs Galoschen“
Mit freundlicher Erlaubnis des Grupello Verlages (www.grupello.de)