Woche für Woche Literatur

Der Artemis & Winkler Literaturkalender 2010 ist da

von Jürgen Kasten
Artemis & Winkler
Literaturkalender 2010
 

Sommerzeit ist Kalenderzeit. Das Angebot ist riesig. Da scheint es nur richtig, sich rechtzeitig einen Überblick zu verschaffen, bevor man sich entscheidet, was ein ganzes Jahr lang an der Wand hängen soll. Für den Literatur- aber auch Kunstinteressierten bietet der Verlag Artemis & Winkler seinen Klassiker an, den Literaturkalender 2010. Im Wochentakt werden ausgesuchte Prosa-Schriftsteller und Lyriker vorgestellt - dazu Textauszüge aus deren Werken neben Bilder gestellt, die dem Wort entsprechen, zumindest aber Assoziationen hervorrufen.
 
Das Blatt der ersten Kalenderwoche widmet sich Rose Ausländer (1901 – 1988). Sie zählt zu den großen deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Unter ihrem Portraitfoto Schlaglichter ihre Lebens, ihre wichtigsten Werke und blattfüllend daneben das Gemälde „Mer Glaciale“ von Jean Zuber aus dem Jahr 1854. Es zeigt eine im Nebel verschwindende karge Landschaft: Felsen, Eisberge, kümmerliche Vegetationsreste, Eisbären lauern auf Beute. „(…) Die Welt ein Traum der sie für wirklich hält“. Dieser Textauszug ist in den grauen Himmel gesetzt. Er stammt aus Rose Ausländers „Die Welt“.
 
Die eigentlichen Kalenderdaten liegen klar strukturiert jeweils am unteren Blattrand. Auch dort sind kleine zusätzliche  Informationen eingedruckt, Geburts- oder Sterbedaten berühmter oder bekannter Literaten. Zum Beispiel J.R.R. Tolkien, geboren am 03.01.1892. Seine Werke sind heute gefragter als je zuvor. Alle 53 Blätter sind gleich aufgebaut. Sie regen an, machen neugierig, sind informativ oder einfach nur schön anzusehen. Das Durchblättern verführt immer wieder zum Innehalten, zum Nachlesen und Nachschlagen; zum Beispiel die 9. Woche: Hilde Domin wird dort vorgestellt. Sie ist Lyrikerin wie Rose Ausländer und auch in deren Zeit anzusiedeln (1912 – 2006). Ein ansprechendes Bild des Malers Ditz (1984 – Writing Home) in abgestuften Grüntönen füllt das Wochenblatt. Auf einer sattgrünen Wiese sitz eine junge Frau in rotem Kleid und schreibt in einen Briefblock. Es könnten die Worte Hilde Domins sein „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.“
 
Gegensätzlich ein anderes Kalenderblatt, die 45. Woche im November:
„Es hat ein Gott mich ausgekotzt,
Nun lieg ich da, ein Haufen Dreck,
Und komm und komme nicht vom Fleck.“
Entstanden 1913, verfaßt von Klabund, aus seinem Gedichtband „Morgenrot! Klabund! Die Tage dämmern!“
 
Literaturfreunde werden so durch das Jahr geführt. Jede Woche aufs Neue mit Texten von Tschechow, Highsmith, Barlach, Lagerlöf und vielen anderen. Dazu Fotos, Gemälde und Zeichnungen unter anderem von Pissarro, Bosch, Lebasque und van Gogh. Im Anhang informiert ein Quellenverzeichnis über die Herkunft der Bilder und Texte. Anregend, anschaulich, beeindruckend mit prägnanten, nachhaltigen Zitaten - empfehlenswert.

Artemis & Winkler Literaturkalender 2010 - Wandkalender
 © 2009 Patmos Verlag GmbH & Co. KG / Artemis & Winkler, Düsseldorf
ISBN: 978-3-538-03008-4
53 Blatt, Format: 297 x 241 x 10 mm, Juni 2009
18,00 € (D), 32,90 SFr (CH), 18,00 € (A)
 
Weitere Informationen unter:

Redaktion: Frank Becker