Immer wenn er Pillen nahm

Aus der TV-Nostalgie-Kiste

von Peter Bilsing
„Ein Chemiker, um die Natur zu verbiegen,
wollte schlichtweg den Schnupfen besiegen.
Er quirlte, rührte und mixte,
und fand eine Pille, doch eine verflixte:
Denn ein Schäfchen, das sie zufällig schluckte,
sich kurz darauf als Löwe entpuppte.
Der Schwerkraft es ein Schnippchen schlug
und startete zum Höhenflug.
Kein Stahlgerüst hielt seiner Schlagkraft stand,
das war der Tag, da man die Superpille fand.
 
Doch Menschen schienen nicht empfänglich,
die Pille machte sie eher kränklich.
Mit vielen Computern, mächtig und klug,
suchte man einen, der sie vertrug.
Man brauchte tagelang, bis man ihn endlich fand:
Tankwart Stanley Beamish war der einzige im Land.
 
Stanley, ein zarter und schwacher Gnom,
die Pille machte ihn zum Phantom.
Er konnte wie ein Adler fliegen
und jeden Bösewicht besiegen.
Kurzum: Stanley Beamish, sonst schlapp und lahm,
wurde Mr. Fabelhaft - Immer wenn er Pillen nahm.“
(Vorspanntext)
 
Mehr braucht man über die jetzt endlich auf DVD (Universum Film) erschienene Kultserie „Mr. Terrific“ (CBS 1967) vom B-Picture Kultregisseur Jack Arnold eigentlich nicht zu schreiben. Übrigens liefen im ZDF 1970 nur 13 Folgen der Serie. RTL hat die verlorenen vier anderen später nachgekauft und nachsychronisiert. Köstlich immer noch, wenn Beamish seine Pillen schluckt und prompt lilarot anläuft, als wenn er platzen würde; was auch tatsächlich passieren könnte, sollte er den Tages-Konsum über die tischtennisball-große 60-Minuten Pille und deren zwei kleineren bonbongroßen 10-Minuten-Brüdern überschreiten. (Siehe Beipackzettel!) So ist der Running Gag im Prinzip immer wieder der Gleiche: die Kraft läßt prompt genau dann schlagartig nach, wenn es besonders brenzlig wird.
 
Im Gegensatz zu der wegen des Marginalhumors von Mel Brooks und Buck Henry heute wie damals, zumindest für mich, nur schwer erträglichen Serie „Mini-Max“ - (ARD) später im ZDF hieß es: „Supermax, der Meisterspion“ (Produziert wurden von 1965 – 70 immerhin 138 Folgen!) - bleibt der pillenschluckende sympathische Tankwart Stanley Beamish mein Favorit, und so habe ich die neu aufgelegte Miniserie zusammen mit meinen Kids binnen dreier Tage geradezu verschlungen. Wunderbar aufgearbeitete Farben und ein perfekter digitaler Monoton – so lassen sich die alten Streifen wieder genießen. Man fühlt sich herrlich in die 60er zurückversetzt. Ein weiteres Kleinod aus der TV-Nostalgie-Kiste.
 
Die 425 Minuten wurden von Universum/Film auf faire 2 DVDs verteilt. Es wurde im Vergleich zum erheblich kürzeren und teureren „Renn Buddy renn“ (4 DVDs bei 304 Minuten!) keine Materialschindung oder Beutelschneiderei betrieben. Das 4:3 Original-Bild kann problemlos ins 16 : 9 er Format aufgezoomt werden.
 
Für schlappe 20 Euro sollte man schnell zuschlagen, denn die Fans dieser alten Serien sind doch zahlenmäßig wohl erheblich größer als von den Produktionsgesellschaften angenommen; so war z. B. die gerade erschienene und ebenfalls von mir besprochene Buddy-Overstreet-Serie schon kurz nach dem Erscheinen wieder vergriffen.
 Aber immer noch fragen sich Millionen Fans: Wann kommt endlich Hiram Holiday?
Beispielbild


Immer wenn er Pillen nahm
(Mr. Terrific)
USA 1967
Deutscher Serienstart 20.1.1970
 
Darsteller: Stephen Strimpell, John McGiver, Dick Gautier, Paul Smith

Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Bildseitenformat: 4:3 / läuft unter
16 :9 aufgezoomt tadellos
2 DVDs
FSK Freigegeben ab 12 Jahren (hahaha – kein Scherz!)
 – Der Kritiker meint: ab 5 Jahren im Familienkreis zu genießen -
Studio: Universum Film
Erscheinungstermin: 17. Juli 2009
Produktionsjahr: 1967

Spieldauer: 412 Minuten

Weitere Informationen unter:
www.universumfilm.de