"Monster und Mythen" zu Gast im Neandertal

Ein Ausflug in die Welt von Sagen und Fabelwesen

von Andreas Rehnolt

Yeti © Neanderthal Museum
"Monster und Mythen"
zu Gast im Neandertal
 
Sagengestalten wie Zyklopen, Drachen
oder der Schneemensch Yeti
wirken in der neuen Sonderausstellung des
Neanderthal-Museums erstaunlich lebendig
 
 
Mettmann - "Geschichten über bizarre und mysteriöse Lebewesen kursieren seit tausenden von Jahren. Im Altertum war die Unterscheidung zwischen Mythen und Realität oft diffus. Legenden über seltsame Bestien verankerten sich in den Kulturen weltweit." Für Bärbel Auffermann, die stellvertretende Leiterin des Neanderthal Museums im bergischen Mettmann gilt das für das Einhorn ebenso wie für die angeblich einäugigen Zyklopen aus der Odyssee von Homer, für die Legenden um fliegende Drachen oder die des legendären Yeti. Alle die und ein paar mehr sind ab heute bis zum 1. November Hauptdarsteller in der sehenswerten Ausstellung "Monster und Mythen".
 
Der Trick, ein Einhorn zu fangen

"Das Neandertal ist ein ausgezeichneter Ort, diese Ausstellung erstmalig in Deutschland zu

Alien © Neanderthal Museum
präsentieren. Ist es doch Geburtsort eines weiteren starken MonsterMythos, den des wilden Urmenschen", erzählte Auffermann gestern beim Rundgang durch die Schau, die vom Natural History Museum in London ausgeliehen wurde. Gleich am Anfang der Sonderausstellung werden die Zuschauer von einem schneeweißen Einhorn begrüßt. "Kein Jäger konnte diese kraftvolle Bestie erlegen, es sei denn, sie kannten den einzigen Trick", berichtet Auffermann. Das Einhorn nämlich ließe sich leicht durch Jungfrauen verzaubern, heißt es in altertümlichen Legenden. Beim Anblick der jungen Schönheit würde das Einhorn zur Jungfrau eilen und seinen Kopf auf ihren Schoß legen bis es eingeschlafen sei und nun von Jägern gefangen werden konnte.
 
Yeti, Nessie und Zyklop

Vermutlich geht die Legende zurück auf ein gigantisches, ausgestorbenes Nashorn, das ein immenses Horn trug und in prähistorischer Zeit in Zentral- und Südsibirien auftrat. Ähnlich ist es mit

© Neanderthal Museum
dem Yeti. Aus vielen abgelegenen Teilen der Welt wird von großen primatenähnlichen Kreaturen berichtet. Der "weiße Riese", der drei Meter hoch im Museum steht, die Augen rollt und furchterregende Töne von sich gibt, macht tatsächlich etwas Angst, wie er mit einem Steinmesser und einem gewaltigen Baumstamm in den Händen vor dem Besucher aufragt. Immer wieder mal taucht der Yeti in Reisebeschreibungen auch heutiger Tage auf, ähnlich wie Nessie im schottischen Loch Ness. Eine Anekdote aus Nepal berichtet von einem dankbaren Yeti, "der einem Sherpa eine Bergziege brachte, nachdem dieser den Yeti von einem Dorn im Fuß befreit hatte."
 
Der Zyklop im Mettmanner Museum hockt breitbeinig vor dem Besucher, grunzt, schmatzt und knabbert an einer blutigen Keule herum. Der einäugige Fleischfresser, der laut Homer von Odysseus und seinen Gefährten geblendet wurde, soll auf Sizilien gelebt haben. Im dortigen Trapani wurde im 15. Jahrhundert ein gigantisches Skelett gefunden, das man für die fossilen Überreste des Zyklopen Polyphem hielt. Vermutlich aber handelte es sich dabei um den Schädel eines prähistorischen Zwergelefanten, dessen große Nasenöffnung fälschlicherweise als große mittige Augenhöhle gedeutet wurde. Natürlich darf in einer Schau über "Monster und Mythen" auch der Drache nicht fehlen. In Mettmann senkt er seinen gewaltigen Kopf, schlägt mit der Schwanzspitze und blinzelt in die Runde, bevor er sein schweres Haupt wieder auf die Erde legt.
 
Der Hl. Georg und der Drache

In westlichen Kulturen symbolisieren Drachen historisch die Kraft und das Böse. In östlichen Kulturen

Drache © Neanderthal Museum
dagegen wird der Drache "als segensreiche Kreatur betrachtet, die friedlich im Himmel lebt und die Kontrolle über den Regen hat," weiß Bärbel Auffermann. Westliche Legenden um Drachen entstanden zwischen 900 und 1500 nach Christus im Mittelalter, speziell als der christliche Glaube den Drachen als Symbol des Bösen im Kampf gegen das Heidentum betrachtete. Legendär die Tötung der Drachen durch die Kreuzritter oder die Darstellung des heiligen Georg, der einen Drachen mit der Lanze durchbohrt. Die wissenschaftlichen Erklärungen sind allesamt lesenswert, vielfach sind Nachbildungen von Original-Funden ausgestellt, anhand derer man auch ganz optisch Zusammenhänge mit der jeweiligen Sagen-Gestalt erkennt.
 
Aus den Tiefen der Ozeane stammen weitere Mythen mit zum Teil wahren Ursprüngen. "Ein gigantischer Oktopus führte eventuell zu erschreckenden Geschichten über Kraken", die angeblich ganze Schiffe in die Tiefe ziehen konnten, berichten die Ausstellungsmacher. Auch dem Riesenvogel Rock oder auch "Rukh" genannt, widmet sich die Schau. Eine der Quellen seiner Legende ist die berühmte Sammlung arabischer Erzählungen "Tausendundeine Nacht." Der Rock wurde zudem auch vom bekannten Weltreisenden und Forscher Marco Polo im 13. Jahrhundert beschrieben, der seine Herkunft auf die Insel Madagaskar zurückführte. Dort fanden Forscher tatsächlich Überreste eines ausgestorbenen Vogels, der drei Meter groß und 450 Kilogramm schwer gewesen sein soll.
 
Alles Chimäre...


Chimäre © Neanderthal Museum
Eher wie aus einem Sience-Fiction-Film mutet da schon und die Chimäre an, die als Fabelwesen aus Dinosaurier, Bock und Löwe in der Schau für Aufsehen sorgt. Im 19. Jahrhundert entstanden durch zunehmenden Glauben an die Wissenschaft monströse mystische Kreationen, wie etwa auch "Frankensteins Monster". Daß Wissenschaft tatsächlich imstande ist, Chimären zu züchten, weiß man nicht zuletzt seit der Kreuzung einer Ziege mit einem Schaf, aus der eine "Schiege" hervorging. Zur Ausstellung gibt es ein vielfältiges Begleitprogramm unter anderem mit einem "Drachentag" am 15. August und Taschenlampenführungen mit dem Titel "Unter Monstern".
 
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker