Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal

Dumont Kalender 2010 - Fotografiert von Ursula Kaufmann

von Jürgen Kasten
Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal
 
Dumont Kalender 2010
Fotografiert von Ursula Kaufmann
 

Völlig überraschend starb am 30. Juni 2009 die Tänzerin und Choreographin Pina Bausch im Alter von 68 Jahren in einem Wuppertaler Krankenhaus. Ihr Schaffen begeisterte mehr als ein Vierteljahrhundert ein weltweites Publikum. Ihre einzigartigen Choreographien bleiben unerreicht.
Einer ausgewählten Schar von Fotografen hatte Pina Bausch gestattet, ihre Werke zu dokumentieren und zu verbreiten. Eine von ihnen ist die renommierte Tanz- und Theaterfotografin Ursula Kaufmann aus Essen. Sie hat das Bühnenwirken Pina Bauschs jahrelang mit der Kamera begleitet und außergewöhnliche Bilddokumente erschaffen.
 
Seit 2004 veröffentlicht der Dumont-Kalender-Verlag seinen jährlichen „Pina-Bausch-Kalender“ mit Kaufmann-Fotos. So auch für das Jahr 2010. Er ist einer von den ersten Kalendern, die bereits seit einigen Wochen in den Geschäften ausliegen.
Zwölf Monatsblätter mit Szenen aus neueren Produktion des Tanztheaters zeigen Farbfotografien der exzellenten Künstlerin. Ursula Kaufmann gelingt es dabei, das gesamte Spektrum der ausdrucksstarken Compagnie und einiger Solisten darzustellen. Kraft, Freude, Eleganz drücken sich aus, Anmut und Ektase, anrührende Pas de deux oder Pas de trois. Die bunten phantasievollen Kleider der Tänzerinnen verleihen den Fotos eine zusätzliche Lebendigkeit.
 
Das Januarblatt beginnt mit „Bamboo Blues“, das von Eindrücken aus Indien inspiriert war. Das farbenprächtige Stück wurde 2007 zur uraufgeführt. Der Februar und März zeigen die „Quasi-Fortsetzung“, den „Sweet Mambo“ aus dem Jahr 2008. Im April sehen wir eine Szene aus „Vollmond“ mit Rainer Behr und Helena Pikon (2006). Ein etwas älteres Stück bietet der Mai, wiederum mit Rainer Behr und dieses Mal Julie Anne Stanzak in „Für die Kinder von gestern, heute und morgen“. Im Juni eine weitere Szene aus „Sweet Mambo“ und im Juli noch einmal „Für die Kinder von gestern, heute und morgen“. Im August-Foto dominiert das rote Kleid, in dem die Tänzerin Clémentine Deluy ein hingebungsvolles Solo darbietet. Die Monate September bis November zeigen wiederum „Sweet Mambo“ mit Variationen der typischen Bausch-Themen: Daphnis Kokkinos zieht Julie Anne Stanzak, an Haaren und Kleid gepackt, im schnellen Lauf hinter sich her; Regina Advento in einem schemenhaften Solo hinter durchsichtigem Vorhang und eine Ensembleszene, in der die Männer sich schmusend an die Rücken der Damen schmiegen.
Ein Foto jedoch überragt aus heutiger Sicht alle anderen. Das des Monats Dezember, zugleich auch das Titelblatt. Eine Videoprojektion des kongenialen Bühnenbildners Peter Pabst füllt das gesamte Bild mit einem leuchtend orangenfarbenen Koi aus. Davor in schlichtem Schwarz Pina Bausch. Tief versunken in anmutiger Konzentration wirkt sie vor diesem Hintergrund klein und doch so präsent, daß es den Farbtupfer hinter ihr vergessen macht. Das gebündelte Bühnenlicht legt Pinas Schatten über die Projektion und erweckt den Eindruck, daß sie allein den Raum beherrscht.
 
Ein beeindruckendes, zugleich historisches Foto. Die Szene stammt aus „Danzón“, 1995 uraufgeführt. Pina Bausch schenkte uns darin ein minutenlanges Solo von geradezu meditativer Kraft. „Danzón“ ist eines der wenigen Stücke, in denen die Choreographin selber tanzte. Ursula Kaufmann hat diesen Augenblick während der Wiederaufführung im Oktober 2007 eingefangen.
Alle ihre hier gezeigten Fotos entstanden zwischen 2006 und 2008, für den „Pina-Bausch-Kalender 2010“ aufbereitet. Allein mit diesem Titelblatt wird der Kalender auch über das Jahr hinaus Bestand haben.

Mai 2010 - Foto © Ursula Kaufmann / Dumont Kalender
 
 
Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal
Ein DuMont Fotokunst-Kalender 2010
 
© 2009 DuMont Kalenderverlag, Köln
© Ursula Kaufmann
 
12 Monatsblätter plus Titelseite, Farbfotografien
44,5 cm x 48,0 cm
ISBN: 978-3-8320-1311-0
€ 24,95 (D) (A), 45 sFr (CH)
 
Weitere Informationen:
www.ursulakaufmann.de


Redaktion: Frank Becker